Nachhaltig in die Zukunft

InselCamp Fehmarn, Ostsee

Umweltbewusstes Wirtschaften wird zu einem wichtigeren Thema in der Gesellschaft. Auch in der Campingbranche finden sich immer mehr Anhänger: Verbände, Institutionen, Campingplatzbetreiber und sogar ein Automobilclub machen sich stark für eine nachhaltigere und dennoch rentable Zukunft.

Die Campingbranche wandelt sich, engagiert sich noch stärker als ohnehin schon für die Natur: „Wir haben ja nicht nur die Coronakrise zu bewältigen, sondern müssen auch den Klimawandel berücksichtigen“, sagt Wolfgang Pfrommer von Ecocamping. „Es ist unser Grundanliegen, dass wir künftig nachhaltigen Tourismus nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch dauerhaft stabil machen wollen. Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass wir im dritten Jahr in Folge ein Dürrejahr haben, mancherorts ist das Wasser aktuell schon wieder knapp. Da gilt es zu handeln.“ Einer, der bereits vor 20 Jahren damit begonnen hat, ökologisch zu wirtschaften, ist Alex Wassink vom Campingplatz Papillon in den Niederlanden. Bei ihm ist die Nutzung von Solarenergie ebenso selbstverständlich wie die Tatsache, dass Regenwasser kostenlos vom Himmel fällt und – als kalkfreies Brauchwasser genutzt – den Waschmaschinen obendrein eine höhere Lebenserwartung schenkt. Das sind nur einige der Beispiele, die der Platz ausgesprochen erfolgreich umsetzt. Früher vielleicht eher belächelt, ist der Campingplatz Papillon heute bestes Beispiel für ökologisches Handeln und wirtschaftlichen Erfolg zugleich. „Die Nachfrage von Campingurlaubern, die Nachhaltigkeit auch als Auswahlkriterium bei ihrer Urlaubssuche einbeziehen, bestätigt klar ein gesellschaftliches Umdenken und einen deutlich sichtbaren Wandel in der Branche“, weiß Wolfgang Pfrommer. „Auch die Elektromobilität spielt dabei eine immer größere Rolle.“ Auch Ecocamping, die Initiative für ökologisches Camping in Europa, schafft gezielte Anreize für umweltbewusstes Wirtschaften in der Campingbranche. Ihr Ecolabel soll zukünftig noch bekannter und seine Verbreitung vorangetrieben werden. Das Umweltlabel zeichnet seit 2018 Campingplätze aus, die sich durch besonders ökologisches und nachhaltiges Wirtschaften beweisen. „Im vergangenen Herbst haben es die ersten Campingbetriebe in Deutschland geschafft, die anspruchsvollen Kriterien für die Erlangung des Ecolabels zu erfüllen.“„Ja, die Zielgruppe der Camper verändert sich gerade, sie wird jünger“, weiß auch Uwe Frers von der ADAC Camping GmbH/pincamp.de zu berichten. „Heute kommen immer mehr Leute zwischen 20 und 30 Jahren auf den Campingplatz. Sie nutzen zu Hause Ökostrom, also erwarten sie das auch von ihren Gastgebern auf den Campingplätzen. Wer sich heute nicht mit Nachhaltigkeit beschäftigt, der wird langfristig aus dem Markt gedrängt werden und das hat nicht nur moralische, sondern auch ganz klar wirtschaftliche Gründe.“ Wenn man Frers nach den nachhaltigen Konzepten des ADAC fragt, erfährt man, dass einzelne bereits existierende Projektleuchttürme auf das ganze Unternehmen übertragen werden sollen. „Auch wenn wir ein Automobilclub sind, haben wir eine ökologische Verantwortung und setzen zum Beispiel vermehrt auf Elektromobilität“, berichtet Uwe Frers, der privat seit dreieinhalb Jahren kein Auto mehr besitzt. Der ADAC hat außerdem einen neuen Award ins Leben gerufen: Nicht die beste Marketingkampagne oder die besten Innovationen werden hier gekürt, nicht das größte Wachstum oder die jährliche Umsatzsteigerung, sondern die Nachhaltigkeit eines Campingplatzes. Ein Betreiber, der es aus eigenen Mitteln geschafft hat, einen kleinen, feinen und ökologischen Platz zu schaffen, der hat es aus ADAC-Sicht verdient, vorgestellt und ausgezeichnet zu werden. Es gibt darüber hinaus noch viel mehr, was getan werden kann. Oft sind es ja schon die kleinen Dinge wie der bewusstere Umgang mit Natur und ihren Ressourcen, die den wichtigen ökologischen Gedanken weiter vorantreiben. Denn, glaubt man vielen Experten, wird doch eines klar: Die Zeit läuft und wir sollten alles tun, damit sie uns nicht davonläuft. (KW)

DAS EU ECOLABEL FÜR EIN NACHHALTIGES CAMPINGERLEBNIS

Das Umweltlabel präsentiert sich in Berlin – Auszeichnung für Campingplätze
Die Akteure von RAL gGmbH und ECOCAMPING wollen vom 28. September bis zum 4. Oktober 2020 die Bekanntheit ihres Umweltzeichens weiter steigern. In einer interaktiven Ausstellung, dem EU-Ecolabel-Showroom auf dem Berliner Dorothea Schlegel-Platz, werden unter anderem drei im letzten Jahr ausgezeichnete Campingplätze vorgestellt. „Mit dieser Auszeichnung zeigen die Campingplätze einmal mehr, dass sie bei der Entwicklung des Umweltschutzes im Tourismus oft eine Vorreiterrolle einnehmen – mit Genuss und gutem Gewissen, das ist die Zukunft für viele Tourismusbranchen“, meint Marco Walter von Ecocamping. Drei Camps sind bereits am Ziel: Naturcamping Langenwald, Höhencamping Königskanzel im Schwarzwald und InselCamp Fehmarn an der Ostsee. Drei Vorreiter, die es im vergangenen Herbst geschafft haben, als erste touristische Betriebe in Deutschland den anspruchsvollen Kriterien des EU Ecolabels gerecht zu werden. Die Umweltauszeichnung ist ein Weg für Betriebe, welche sich als ökologische Spitzenreiter beweisen wollen. 22 Musskriterien und 46 fakultative Kriterien gilt es dabei zu erfüllen. Darunter fallen beispielsweise der betriebliche Kohleausstieg und die ausschließliche Nutzung von Ökostrom. Aber auch Einsparungspotenziale sind auszuschöpfen. So sind beispielsweise LED-Beleuchtung und wassersparende Duschköpfe vorgeschrieben. Henning Scholtz, der im Auftrag des Umweltbundesamts und der EU-Kommission bei der RAL gGmbH für das EU Ecolabel zuständig ist, berichtet, dass man zurzeit dabei ist, weitere engagierte Betriebe zu begleiten und zu prüfen. Am Mittwoch, den 30. September 2020 werden die Experten von Ecocamping interessierten Campingunternehmen das Verfahren und die mit der Auszeichnung verbundenen Vorteile in einem Workshop vorstellen.

Mehr Infos unter: www.ecocamping.de Bei Interesse/Anmeldung:

IN IN DER KATEGORIE NACHHALTIGKEIT UND UMWELTBEWUSSTSEIN: NOTE 1

Der ADAC CAMPING AWARD 2020 steht für den Einklang von Ökologie, Ökonomie und Sozialem Nachhaltigkeit, so beschreibt es Uwe Frers von der ADAC Camping GmbH/ pincamp.de sehr treffend, fordert von uns Erwachsenen, unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Zukunft zu sichern. Und wie wir alle wissen, tragen unsere Kinder diese Forderung auch immer deutlicher an uns heran – und das nicht nur freitags! Camping als grüne Urlaubsform mit umweltfreundlichen Verhaltensweisen leistet einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Gesellschaft. Die Branche hat dies schon früh erkannt und Verantwortung übernommen. Bereits vor 21 Jahren wurde mit Camping- und Umweltverbänden Ecocamping als gemeinsame Nachhaltigkeitsinitiative ins Leben gerufen, begleitet vom ADAC. Eine seither tolle und effektive Zusammenarbeit. Ganz im Sinne der Ökologie wurde in diesem Jahr mit dem ADAC CAMPING AWARD 2020 ein Platz prämiert, der ganz besonders für den Einklang von Ökologie, Ökonomie und Sozialem steht. Der Gewinner beweist seit über 15 Jahren erfolgreich, dass der Einsatz für Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch einen Sinn ergibt. Mit nur 55 Standplätzen muss der Preisträger jede Investition sehr genau hinterfragen. Umso mehr überzeugen seine ökologischen Maßnahmen, die echte Maßstäbe setzen. Der Gewinner in der Kategorie Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein ist: Thomas Körding mit Tochter Mona vom Campingplatz Uhlenköper- Camp. (Auszug aus der Laudatio von Uwe Frers bei der Preisverleihung)

Der Gewinner des ADAC CAMPING AWARD 2020: Campingplatz Uhlenköper- Camp

Die Kriterien für die Wahl des nächsten „ADAC CAMPING AWARD 2020“-Preisträgers sind:

• ausschließlich regionale Bioprodukte

• eigene Solaranlage, eigenes Blockheizkraftwerk, ausschließlich zertifizierter Ökostrom

• Wasserrecycling für die Bewässerung der Grünanlagen

• naturnahe Platzgestaltung und ökologische Grünpflege ohne Chemie

• Wildnisbereich, Insektenhotel und entsiegelte Wege

• konsequente Müllvermeidung und Wertstofftrennung

• zum Naturfreibad umgebauter Pool mit Pflanzenkläranlage

Weitere Infos unter: www.pincamp.de

CAMPINGMOBILITÄT WIRD ELEKTRISCH

Mit E-Bikes über alle Berge oder mit dem gemieteten E-Auto in die Therme. Der Trend ist klar: Mobilität wird elektrisch. Campingplätze spielen dabei nicht nur eine wichtige Rolle, sie können sogar Vorreiter sein. Für fast 70 Prozent der Deutschen sind Nachhaltigkeitsaspekte im Urlaub wichtig. Durch dieses Umweltbewusstsein der Reisenden ist mit einem Anstieg e-mobiler Gäste auf dem Campingplatz zu rechnen. Die Erwartungen der Reisenden an passende Angebote wird steigen. Bieten Campingplätze öffentliche Elektroladesäulen an, können an ihnen sogar Durchreisende „auftanken“. Gleiches gilt für Gäste, die einen Tag auf dem Campingplatz verweilen und für die langfristigeren Campingurlauber – sie alle bringen Energiehunger mit. Die Investition in mehr Ladepunkte ist daher unumgänglich und wird derzeit sogar großzügig vom Staat unterstützt. Campinggäste möchten sich in Ruhe erholen – und dies ohne Lärm und Abgase neben dem Wohnwagen oder am Strand. Eine Lösung dafür ist es, den Verkehr auf dem Campingplatz neu zu überdenken: Es gibt heute schon eine Vielzahl von elektrischen Alternativen, die mit gängigen Einsatzfahrzeugen auf dem Campingplatz mithalten können: elektrisch betriebene Pkws, Motorroller, GolfCaddys oder Lastenfahrräder. Sogar elektrische Traktoren sind möglich. Mit elektrischen Mietfahrzeugen vor Ort können Campinggäste die Freiheit genießen, ohne eigenen Pkw oder eigenem Fahrrad auf dem Campingplatz anzureisen und sich einfach entsprechende Fahrzeuge ausleihen. Die Campinggäste gewinnen durch das Angebot an mietbaren E-Fahrzeugen große mobile Unabhängigkeit. Und der Betreiber kann sein Serviceangebot ausweiten: Der gängige Fahrradverleih auf dem Campingplatz kann auf elektrisch betriebene Fahrräder erweitert werden. E-Bikes machen Freude – und die Pkws der Gäste bleiben so öfter stehen. Verleihangebote von E-Pkws, klassischen E-Bikes oder E-Lastenrädern machen den Campingplatz außerdem attraktiver und klimafreundlicher. Wer in einen nachhaltigen Tourismus investiert, investiert in die Zukunft. All das findet im Pilotprojekt „Zukunftsoffensive Elektromobilität für Campingplätze in Bayern“ seine Umsetzung. Es wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Ziel ist es, die Elektromobilität auf Campingplätzen in Bayern als Beitrag für einen nachhaltigen
Tourismus zu stärken. Projektträger ist der Landesverband der Campingwirtschaft in Bayern (LCB e.V.), mit der Umsetzung ist Ecocamping beauftragt.

Fotos: Arek Marud/Uhlenköper-Camp Uelzen, InselCamp Fehmarn, Ostsee