Die ADAC Campcard erlebt einen Wandel

Uwe Frers, Geschäftsführer ADAC Camping GmbH und PiNCAMP

Mit dieser Karte haben Campingurlauber einen klaren Preisvorteil und können weitere Ermäßigungen auf teilnehmenden Campingplätzen in Anspruch nehmen. Was macht die neue Karte jetzt auch für Campingplatzbetreiber noch interessanter? Wir haben bei Uwe Frers, Geschäftsführer der ADAC Camping GmbH nachgefragt und konnten so einiges für Sie in Erfahrung bringen.

CWH: Wir haben erfahren, dass die ADAC Campcard modernisiert werden soll, was dürfen wir darunter verstehen?

Uwe Frers: Früher mussten Campingplatzbetreiber einen fixen Preis für die Vor-, Haupt- und Nachsaison festlegen. Die entsprechenden Preislisten wurden im September/Oktober erstellt und waren dann für das gesamte kommende Jahr gültig. Die Rabattkarten haben damit gespielt, dass sie die Vor- und Nachsaisonpreise nochmal deutlich rabattiert haben und zwar in der Form, dass auch hierfür fixe Preise festgelegt wurden. Das Rabattsystem der ADAC Campcard wird sich künftig aber radikal vereinfachen.

CWH: Was hat sich denn inzwischen am Preissystem auf Campingplätzen so entscheidend geändert?

Uwe Frers: Früher war der Preis für die gesamte Vor- oder Nebensaison festgezurrt. Beispiel: Ein Campingplatz kostete 30 Euro für zwei Übernachtungen in der Vorsaison. Der Gast wusste somit, dass er mit unserer Karte dann nur 22 Euro zahlt. Nun ändert sich genau dieses System aber entscheidend. Campingplätze sind heute zunehmend digitalisiert, haben Software-Verwaltungssysteme und bekommen immer mehr Online- buchungen rein. Sie sind daher in der Lage, ihre Preise individuell an die Nachfrage anzupassen. Wenn der Platz komplett leer ist, kann der Preis online ganz leicht heruntergesetzt oder bei einem vollen Platz nach oben geschraubt werden. Der Platzbetreiber ist also in seinem Preissystem wesentlich flexibler. In der Konsequenz macht ein System, in dem sich der Campingplatz starr auf einen Preis fixieren muss, in der Zukunft keinen Sinn mehr.

CWH: Und wie genau wird sich das Rabattsystem der Campcard ändern?

Uwe Frers: Grundsätzlich definiert sich der Campingplatz nun darüber, welchen Rabatt er dem Kunden in der Vor- oder Nachsaison geben möchte. Er kann den Zeitraum festlegen, sein Nachlass wird zum prozentualen Rabatt, also ein Prozentsatz auf den Standardpreis. Er kann spontan entscheiden, einem ADAC CampcardBesitzer 10 % Rabatt auf den in diesem Moment gültigen Preis zu gewähren. Der entscheidende Vorteil daran ist, dass der Campingplatz jederzeit seine Preishoheit behält.

CWH: Kann der Platzbetreiber den Rabatt bei Bedarf auch erhöhen?

Uwe Frers: Ja, er kann ihn in verschiedene Stufen kategorisieren. Der Rabatt muss zwar mindestens 10 % betragen, er kann ihn darüber hinaus aber auch in 5 %-Schritten erhöhen. Das ist besonders interessant für Zeiten, in denen der Platz quasi leer ist, wie zum Beispiel in der letzten Aprilwoche nach Ostern.

CWH: Der Campingplatz verzichtet durch die Rabattvergabe aber doch auf Geld?

Uwe Frers: Ja, sicher. Der klare Vorteil liegt darin, dass er mittels des Rabatts die Nachfrage steuern kann. Unsere Nutzer, die auf pincamp.de nach einem Platz suchen, achten immer stärker darauf, ein Ziel auszuwählen, das die Campcard bedient. Das bedeutet, der Platz bekommt mehr Nachfrage. Wir können das sehr gut messen, die Zahlen sprechen für sich. Momentan bekommen Campingplätze, die die Campcard akzeptieren, auf pincamp.de 35 % mehr Seitenaufrufe als solche, die die Karte nicht akzeptieren. Eine klare Sache: Nachhaltig können so mehr Buchungen in der Vor- und Nachsaison generiert werden. Ein Beispiel: Der Kunde sucht sich eine Destination, zum Beispiel einen Campingplatz im Schwarzwald, er schaut sich alle Plätze dort an, bildet eine Präferenz, klickt dann auf den Filter und extrahiert all jene Plätze, die einen Rabatt anbieten. Dieses Tool ist ein Grund dafür, dass die Nachfrage für solche Plätze um ein Drittel gestiegen ist.

CWH: Hat sich sonst noch etwas am System geändert?

Uwe Frers: Bislang gab es diverse weitere Rabattoptionen. Wer eine Campcard besaß, erhielt zum Beispiel ein Glas Wein gratis oder konnte länger auf dem Platz bleiben. Es war eine gewisse Komplexität, die den Kunden zwang, jedes Mal das Kleingedruckte zu lesen, um zu erfahren, was er alles bekommt. Wir wollten das vereinfachen, der Kunde soll nun ganz simpel verstehen, was sein Rabatt beinhaltet. Neben dem Prozentrabatt kann der Platz entscheiden, dass zum Beispiel Kinder bis zu 6 Jahren oder Hunde kostenlos sind. Zwei Zusatzoptionen, die wir über unsere Filtersuchfunktion sehr einfach darstellen können. Alle anderen Sonderposten haben wir gestrichen, um es für den Campingplatzbetreiber einfacher zu machen.

CWH: Was kostet die neue Campcard?

Uwe Frers: Im Gegensatz zu anderen Kartensystemen ist die Campcard kostenfrei. Wir müssen den ADAC und die Campcard in Deutschland nicht bewerben, wir haben 21 Mio. Mitglieder, man kennt uns und auch
unser Rabattsystem. Es ist also ein Bonus von uns für die Campingplätze. Sie sind nicht an Anzeigenschaltungen gebunden, bezahlen keine Pflichtbeiträge und müssen keine versteckten Gebühren befürchten.

CWH: Ab wann ist die modifizierte Karte im Einsatz?

Uwe Frers: Mit der Veränderung der Campcard überarbeiten wir auch unseren „alten“, gedruckten ADACCampingführer, unser Standardwerk. Er bekommt ein neues, schöneres Layout und wird kurz vor Weihnachten auf den Markt kommen. Wir werden ordentlich Ramba-Zamba machen – mit Aktionen im Buchhandel, bei Einzelhändlern und Ketten. Jeder, der unsere „Campingbibel“ oder unsere App kauft, wird automatisch Besitzer der Campcard. So wird es 2021 hoffentlich ordentlich rauschen. Wir können jedem Campingplatzbetreiber nur empfehlen: Probiert es aus, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt dafür.

CWH: Herr Frers, wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch und für die Zeit, die Sie sich genommen haben.  (KW)

Weitere Informationen: www.pincamp.de
Fotos: ADAC/pincamp