Kein schöner Anblick, so ein Milliardenloch …
Der Deutschlandtourismus hat mit Umsatzausfällen von 46,6 Milliarden Euro zwischen März bis August 2020 zu kämpfen. Das hat die dwif-Consulting GmbH im Auftrag des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) ermittelt.
Allein für November ist nochmals mit Umsatzausfällen in Höhe von 10,2 Milliarden Euro zu rechnen. Wird der Lockdown bis in den Dezember verlängert, kommt ein Verlust von weiteren 9,5 Milliarden Euro hinzu. DTV-Präsident Reinhard Meyer: „Die Zahlen belegen: Die Coronapandemie hat ein Milliardenloch in die Kassen der Gastronomie- und Unterkunftsbetriebe, Veranstalter, Kultur- und Freizeiteinrichtungen von der Ausflugsschifffahrt über Freizeitparks, Museen und Zoos bis zu Bergbahnen und Stadtführern, aber auch im für Touristen so wichtigen Einzelhandel gerissen. Selbst in den Sommermonaten konnten die Verluste nicht aufgeholt werden. In der Bilanz gibt es durch alle Segmente und Regionen hindurch nur Verlierer, die sehr stark bis weniger stark betroffen sind. Die Pandemie wird zur Existenzkrise. Der November-Lockdown droht endgültig vielen Betrieben die wirtschaftliche Basis zu entziehen.“ Dr. Mathias Feige, Geschäftsführer der dwif-Consulting GmbH: „Ganz besonders hat es die Städte mit ihrer großen Bedeutung für den Geschäftsreiseverkehr sowie dem Tagungs-, Kongress- und Veranstaltungsgeschäft getroffen, aber selbst die Küstenregionen, die sich im Sommer einer hohen Nachfrage erfreuten, haben in der Gesamtbilanz ein Minus zu verkraften. Der Lockdown im November wird daher nicht nur in den Städten, sondern überall die Lage verschlimmern, und wenn das Dezembergeschäft mit Weihnachtsmärkten, Weihnachtsfeiern und Adventsshopping auch noch wegbrechen sollte, werden das viele Betriebe nicht überleben.“ Angesichts der drastischen Umsatzeinbußen fordert DTV-Präsident Reinhard Meyer dringend wirtschaftliche Hilfen der Bundesregierung. „Die Branche hat die Umsatzeinbußen aus dem Frühjahr und Sommer noch nicht verkraftet. Jetzt sind wir erneut im Lockdown. Die Tourismusakteure verzweifeln. Retten, stabilisieren, investieren – das muss die Strategie sein, mit der der Bund die Tourismusbranche unterstützt.
Darauf hoffen alle: eine gute Sommersaison 2021
Die angekündigten außerordentlichen Wirtschaftshilfen werden jetzt sofort dringend gebraucht, um die angeschlagenen Betriebe zu retten. Selbst gesunde Unternehmen sind finanziell längst am Limit und brauchen diese Hilfen. Die Überbrückungshilfen III, die ab Januar kommen sollen, müssen die Betriebe stabilisieren und ihnen die Chance geben, sich finanziell ein wenig zu erholen und geschäftlich wieder in sicheres Fahrwasser zu kommen. Ein Tourismusinnovationsprogramm, das Investitionen und Innovationen in der Tourismusbranche unterstützt und Beschäftigung sichern hilft, ist der dritte Schritt in dieser Strategie für die Tourismusbranche, um den Betrieben wieder hochzuhelfen. Wir hatten zehn gute Jahre in Folge in der Tourismusbranche. In den meisten Betrieben stimmt die Struktur und die ‚Hardware‘, weil sie immer investiert haben. Dahin müssen wir wieder kommen. Die Investitionszurückhaltung, die andernfalls von der Tourismusbranche in Folge der Umsatzeinbrüche und auch in Folge zu erwartender Insolvenzen ausgehen wird, wird sonst in vielen Bereichen zu spüren sein“, macht der DTV-Präsident deutlich. In Bezug auf die außerordentlichen Wirtschaftshilfen fordert der DTV-Präsident die Wahlmöglichkeit zwischen dem durchschnittlichen Jahresumsatz und dem Umsatz des Vorjahresmonats als Bezugsgrößen zur Berechnung der Hilfen. Betriebe, die es 2019 noch nicht gab, oder Betriebe, die mit erheblichen Investitionen Hoffnungen in die Wintersaison 2020 gesetzt hatten, würden sonst benachteiligt. Reinhard Meyer warnt darüber hinaus die Bundespolitik vor einer gesetzlichen Verankerung des Beherbergungsverbotes im Infektionsschutzgesetz. Der Tourismus braucht spätestens 2021 eine Perspektive, wie Reisen und Urlaubsaktivitäten auch unter Coronabedingungen wieder möglich sein können, so der DTV-Präsident. „Ich bleibe dabei: Ein Beherbergungsverbot löst nicht unser Coronaproblem“, so Meyer. •