Tschüss Plastik

Dr. Regina Dube

Foto: BMU

Wie ist das jetzt eigentlich mit der Plastikverordnung? Wir haben bei Dr. Regina Dube, Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft, Ressourcenschutz (WR) im Bundesumweltministerium (BMU) nachgefragt.

CWH: Gibt es gesetzlich eine Grenze für den Verbrauch der Restbestände von To-go-Produkten? Wohin den Rest entsorgen? Wie bisher oder gibt es neue Bestimmungen?

RD: Seit dem 3. Juli 2021 sind in der ganzen EU Plastikprodukte verboten, für die es bereits umweltfreundliche Alternativen gibt. Das betrifft zum Beispiel Einmalbesteck und -teller oder Trinkhalme aus Plastik, die man auch oft auf Campingplätzen findet. Ganz verschwunden sind die Produkte noch nicht. Denn Händler können ihre übrigen Lagerbestände noch verkaufen und auch Betreiber von Campingplätzen dürfen ihre Restbestände aufbrauchen. Neuwertige Waren sollen nicht einfach ungenutzt im Müll landen, selbst wenn sie aus Einwegplastik sind. Das wäre Verschwendung.

 

CWH: Welche Mehrweglösungen sind erlaubt und wie ökologisch sind diese wirklich? Wie oft ist Mehrweg/Hartplastik recyclebar und was ist besser: Glas oder Hartplastik?

RD: Mehrwegverpackungen werden, wie der Name schon sagt, mehrfach zum gleichen Zweck immer wieder verwendet. Zum Beispiel kann eine Mehrwegflasche bis zu fünfzig Mal neu befüllt werden. In der letzten Zeit sehe ich immer mehr Restaurants und Bistros, die Essen und Trinken für unterwegs in Mehrwegbechern oder -schalen anbieten. Das ist auch eine gute Idee für Campingplätze. Wenn deren Betreiber ihre Imbisse auf abwaschbaren Tellern und Schalen aus Porzellan oder Hartplastik anbieten, müssen sie auch weniger Einwegverpackungen einkaufen und lagern. Die Ökobilanz von Mehrweg ist in den allermeisten Fällen der von Einwegverpackungen überlegen. Sowohl beim Vergleich von Glasflaschen als auch bei Kunststoffflaschen schneidet Mehrweg jeweils besser ab als Einweg. Innerhalb des Einwegsegments hat Glas zwar den Vorteil, dass es besser recycelt wird, aber Kunststoff schneidet in der Gesamtbetrachtung dennoch besser ab, vor allem wegen des geringeren Gewichts.

 

CWH: Welche Lebensmittelverpackungen sind sinnvolle Alternativen zu Folie und Alu?

RD: Grundsätzlich sind langlebige Mehrwegverpackungen besser als Folien und Aluschalen und -deckel, die nur einmal verwendet werden. Ich denke da an Boxen aus Hartplastik oder Metall. Wenn Einwegverpackungen unverzichtbar sind, dann sollten sie möglichst ressourcen- und klimaschonend produziert sein und sie sollten sich leicht recyceln lassen.

 

CWH: Braucht es weitere und neue Bestimmungen, um den Müllbergen entgegenzutreten? Sind weitere Gesetze zur Müllvermeidung in Planung?

RD: Unser Lebensstil in Deutschland fordert viele Ressourcen. Obendrein sind hohe Abfallmengen sehr teuer für die Volkswirtschaft. Abfallvermeidung zahlt sich also aus. Das kennen alle Camper gut, denn die meisten von ihnen lieben ja eine saubere Natur. Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher ist Abfallvermeidung längst Alltag: Stoffbeutel oder Körbe statt Plastiktüte, Mehrwegverpackungen für To-go-Essen oder -Kaffee. Mit den Verboten für Plastiktüten und überflüssiges Einwegplastik hat der Bundestag wichtige Weichen gestellt. Doch Abfallvermeidung bleibt eine Daueraufgabe. Je mehr Mehrweg genutzt wird, desto weniger Einweg muss zum Einsatz kommen, und es entsteht weniger Abfall. Das funktioniert auch auf dem Campingplatz. Wenn Pommes Frites vom Imbiss in Mehrwegschalen und wiederverwendbarem Geschirr serviert werden, ist das gut für die Natur und der Betreiber spart das Geld für die Verpackungen.

 

CWH: Gibt es regelmäßige Kontrollen in Bezug auf Gastronomie/Mehrweg sowie Mülltrennung bei gewerblichen Standorten?

RD: Abfälle vom Campingplatz gelten als gewerbliche Siedlungsabfälle. Dass diese richtig gesammelt, getrennt und an die Entsorger und Recycler weitergegeben werden, wird auf Basis der Gewerbeabfallverordnung kontrolliert. In vielen Fällen kommen auch externe Kontrolleure wie technische Überwachungsorganisationen, Sachverständige oder Umweltgutachter zum Zug. Die jeweiligen Landesbehörden wiederum überprüfen die Einhaltung aller Vorgaben durch alle Beteiligten, u. a. die Befolgung der Dokumentationspflichten.

 

CWH: Gibt es eine Dokumentationspflicht für gewerbliche Betriebe?

RD: Ja. Diese Dokumentationspflichten sind in der Gewerbeabfallverordnung festgehalten. Sie gelten auch für Campingplatzbetreiber. Diese gelten als Erzeuger oder Besitzer von gewerblichen Siedlungsabfällen und müssen nachweisen, dass sie ihre Abfälle getrennt sammeln. Weitere Vorgaben erfassen Entsorgungsunternehmen und Recycler sowie all jene Stellen, die sie überprüfen.

Empfehlungen der Regierung zu Mülltrennung und Müllvermeidung 

· Das Abfallvermeidungsprogramm der Bundesregierung bündelt alle Maßnahmen und Empfehlungen des Bundes, der Länder und Kommunen und macht sie transparent.

Mehr Infos unter: https://www.bmu.de/themen/wasser-ressourcen-abfall/kreislaufwirtschaft/wertschaetzen-statt-wegwerfen

· Tipps für Bürgerinnen und Bürger zur Abfallvermeidung

Mehr Infos unter: https://www.bmu.de/publikation/wertschaetzen-statt-wegwerfen

· Europäische Woche der Abfallvermeidung: Jedes Jahr sensibilisieren BMU, UBA und der VKU gemeinsam die Menschen in Deutschland für das Thema Müllvermeidung. Vom 20. bis 28. November 2021 finden wieder zahlreiche Aktivitäten (im letzten Jahr über tausend) statt, die Verbrauchern alltagsnah hilfreiche Ideen zur Abfallvermeidung an die Hand geben sollen.

Mehr Infos unter: https://www.wochederabfallvermeidung.de/home/

· mülltrennung-wirkt.de: Die dualen Systeme informieren auf ihrer gemeinsamen Website über Mülltrennung und geben hilfreiche Tipps für Verbraucher. Seit 1991 sind Unternehmen, die Verpackungen an die Endverbraucher abgeben, dazu verpflichtet, ihre Verpackungsabfälle auf eigene Kosten zu sammeln und zu verwerten. Mit den sogenannten dualen Systemen wurde in Deutschland ein flächendeckendes System zur Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen geschaffen.

Mehr Infos unter: https://www.muelltrennung-wirkt.de/