Der Camptalk mit den Schauspielern Sebastian Bezzel und Simon Schwarz

© BR strandgutmedia/Martin Langner

Das Interview führte Karin Werner, Chefredakteurin CAMPINGWIRTSCHAFT HEUTE

Zwei Männer, ein Wohnmobil und viele tolle Geschichten. Simon Schwarz und Sebastian Bezzel während der Dreharbeiten zur vierten Staffel „Bezzel & Schwarz – Die Grenzgänger“, die ab dem 13.6.2022 im BR ausgestrahlt wird.

Jeder für sich oder gemeinsam. Sebastian Bezzel und Simon Schwarz sind Garanten dafür, dass der Kino- oder Fernsehabend zum Vergnügen wird. Sie können sowohl ernst und tragisch, als auch lustig. Sehr lustig sogar. Das beweisen die beiden spätestens seit den Eberhofer-Krimis in ihren Rollen als Franz Eberhofer und Rudi Birkenberger. Dass sie aber auch tolle Gespräche führen können und dabei ganz authentisch bleiben, belegt die Reisedokumentation „Bezzel & Schwarz – Die Grenzgänger“. Gemeinsam in einem Wohnmobil fahren Simon und Sebastian durch Bayern bis an die Grenzen, treffen auf ihrer Reise unterschiedlichste Menschen, die ganz besondere Geschichten zu erzählen haben. Gerade wurde die vierte Staffel abgedreht.

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CWH: Lieber Sebastian Bezzel, lieber Simon Schwarz, schön, dass ihr Zeit für mich habt. Gleich mal ganz campinglike begonnen, mögt ihr das Campen?
SS und SB gleichzeitig: Ja, Daumen hoch!

CWH: Zelt oder lieber Wohnmobil?
SS: Ich bin eher der Zelttyp. Ich hatte einen Bus, der mir leider geklaut wurde. Der Sebastian hat aber das Campen wieder neu entdeckt.
SB: Vor 20 Jahren war ich schon einmal Mitbesitzer eines ausgebauten Renault Trafic. Durch Corona und unser Format „Die Grenzgänger“ bin ich dann wieder auf diese Art der Urlaubsform gekommen und war inzwischen bereits zweimal mit der Familie unterwegs.

CWH: Ihre Frau und Sie haben zwei Kinder, da war der Camper wohl eher ein richtig großes Modell?
SB: Es war ein großes Wohnmobil.
SS: Na ja, groß ist relativ.
SB: Ok, es war kein Glamping.

CWH: Jetzt habe ich den Faden verloren, kein Wunder, ich spreche ja auch gerade mit zwei meiner Lieblingsschauspieler gleichzeitig.
SS und SB: Ach, das macht doch nichts. (beide lachen)

CWH: Gibt es eine Campinganekdote zu erzählen?
SS: Erwähnenswert wäre, dass wir zwei inzwischen echte Fachmänner sind, wenn es um Wohnmobile geht. Immer wenn wir ein neues Modell für eine weitere Staffel unserer gemeinsamen Reisereportage „Die Grenzgänger“ zur Verfügung gestellt bekommen, wird es nach Übernahme erst einmal auf das Genaueste von uns inspiziert.
SB: Die ersten zwei Tage schauen wir die neuesten Campingvideos an, man muss ja informiert sein, welche neuen Ausbauten es gibt oder wie man in den winzigsten Räumen etwas verbaut bekommt. Wir geben uns also voll der Fachmaterie hin.
SS: In den ersten Tagen fremdeln wir immer etwas mit dem neuen Wohnmobil, dann gewöhnen wir uns immer schnell daran. Bei all unserem Wissen könnten wir inzwischen unser eigenes Markenmodell rausbringen.
CWH: Prima Idee, soll ich das gleich mal kundtun?
SS: Ich hab nichts dagegen. (lacht)

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Zwei Männer, zwei Bier und zwei Schwimmwesten: Ein Prost auf die gelungene vierte Staffel

CWH: Ist schon irre, was es inzwischen alles im Wohnmobilsegment gibt.
SS: Ja, verrückt.
SB: Als meine Frau und ich auf der Suche nach einem Wohnmobil für unseren Campingurlaub Youtube-Videos angeschaut haben, sind wir in einem Paralleluniversum gelandet, in dem man sich verlieren konnte. Ähnlich verhielt es sich auch, als meine Frau – wir haben damals unser erstes Kind erwartet – zu mir sagte: „Sebastian, wir gehen jetzt einen Kinderwagen kaufen.“ Ich dachte, klar, wir gehen in einen Laden rein und kaufen einen Kinderwagen. So war das aber nicht, auch dort hatten wir ein solches Paralleluniversum betreten.

CWH: Schlaft ihr während eurer Reisedoku im Wohnmobil oder doch heimlich im Hotel?
SS: Wir schlafen natürlich im Wohnmobil, inzwischen sogar zusammen in einem.
SB: Das wäre ja CO₂-technisch auch nicht zu vertreten, mit zwei großen Wohnmobilen durch die Gegend zu fahren.

CWH: Ihr seid also beide bewusst im Umgang mit dem Klimaschutz?
SS und SB: Ja, unbedingt. Beim Ausbau eines Wohnmobils würden wir sowohl bei der Auto- als auch bei der Materialwahl ganz klar den CO₂-Gedanken in den Fokus stellen.

CWH: Zwei Männer zusammen in einem Camper: Sollte man sich das chaotisch vorstellen?
SS: Nein, wir sind total ordentlich, machen sogar beide unsere Betten am Morgen.
SB: Früher war das bei mir ja überhaupt nicht so, mittlerweile habe ich aber gemerkt, dass Ordnung das Leben angenehmer macht. Ich bin heute anders strukturiert als früher.

CWH: Der gemeinsame Morgen im Wohnmobil: Wie ist die Stimmung? Morgenmuffel oder früher Vogel?
SS: Früher Vogel.
SB: Muffliger früher Vogel.

CWH: Kommen wir zu eurer wunderbaren Serie „Die Grenzgänger“. Während wir telefonieren, dreht ihr gerade die vierte Staffel. Ein wirklich tolles Format. Ihr trefft Menschen, die ein besonderes Leben führen, etwas Besonderes tun und verbringt einen ganzen Tag mit ihnen. Wer hat’s erfunden? War das eure Idee?
SS: Nein, das war der Produzent Torsten Berg. Er ist der Ehemann einer gemeinsamen Freundin und kennt uns gut. Er wusste, dass wir jedes Jahr zwei Wochen gemeinsam mit unseren Eberhofer-Krimis auf Kinotour sind. Er wusste auch, dass wir gute Freunde sind, zusammen Spaß haben, uns für ähnliche Dinge interessieren und beide ziemlich neugierig sind.
SB: Da dachte Torsten wohl, dass er uns auch gemeinsam auf eine Dokureise schicken kann.

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CWH: Fragt man Google, wird eure Serie als Reise- und Improvisationssitcom bezeichnet.
SS: Was ist eine Improvisationssitcom?
SB: Das weiß ich auch nicht, ich glaube diese Bezeichnung kommt von jenen, die unser Format bewerten müssen und erklären sollen, was wir da eigentlich so machen.
SS: Aber es ist schon richtig, wenn wir zwei zusammen sind, erwartet das Publikum vielleicht, dass es humorvoll wird. Comedy ist aber nicht das, was wir bei diesem Format machen. Hier soll nicht im Vordergrund stehen, dass wir lustig sind. Es geht darum, zusammen mit den Menschen Spaß zu haben und mit unseren Protagonisten einen schönen Tag zu verbringen.

CWH: Es bleibt halt nicht aus, dass das Publikum davon ausgeht, dass es spaßig wird, wenn man euch gemeinsam antrifft. Privat seid ihr ja sicher auch sehr humorvoll?
SS: Ja, sind wir, in dieser Welt bleibt einem ja auch nichts anderes übrig. (lacht)
SS: Stimmt.
CWH: Welche Art von Humor?
SS und SB: Schwarz.

CWH: Wie läuft so ein Dreh ab? Gibt es ein Drehbuch?
SB: Es ist durchaus gewollt, dass wir nicht zu viel wissen, wir sind dann auch nicht unbedingt gut vorbereitet. Was natürlich sehr angenehm ist, man muss nicht viel Text lernen.
SS: Oft lernen wir die Menschen tatsächlich erst vor der Kamera kennen. Wir haben nur die Grundinfos, alles andere entwickelt sich.

CWH: Schaut man die Serie an, dann sieht das bei euch immer alles so locker aus, wie einfach kommt ihr mit den Leuten ins Gespräch?
SS: Wir gehen ganz ungefiltert auf die Menschen zu. Auch wenn mal nicht gleich der rote Gesprächsfaden aufgebaut werden kann, fällt uns immer etwas ein, wir können immer ein Gespräch führen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, mit dem das nicht geht.
SB: Stimmt, außerhalb der Serie gibt es aber Menschen, mit denen wir kein Gespräch führen wollen. (lacht)

CWH: Die Lebensläufe der Menschen, die ihr trefft, sind ja ganz unterschiedlich. Da liegen euch doch sicher nicht immer alle Themen?
SS: Natürlich gibt es Dinge, die einem mehr oder weniger liegen.
SB: Mal ist der Simon an einer Sache interessierter, ein anderes Mal liegt mir das Thema wieder mehr. Wie im richtigen Leben halt.
SS: Das macht ja auch den Reiz aus. Man sollte sich auch für die Interessen des anderen interessieren, wie in jeder guten Partnerschaft auch.

CWH: Seid ihr immer einer Meinung am Ende eines Drehtages?
SB: Ja, wir sind uns eigentlich immer einig, wenn etwas besonders toll oder vielleicht auch mal etwas mauer war.
SS: Letzteres kommt übrigens ganz selten vor!

CWH: In der neuen Staffel gibt es auch schwerere Lebensgeschichten.
SB: Nicht durchgehend, aber es sind diesmal schon Biografien dabei, die geprägt sind von Schicksalsschlägen, die zu Wendepunkten im Leben der Menschen geführt haben. Es wird aber dennoch sicher keine bleischwere Staffel werden.
SS: Auch wenn die Menschen ein hartes Schicksal hatten, wollen wir trotzdem zusammen mit ihnen lachen können.

CWH: Ihr kennt euch ja nicht erst seit den Eberhofer-Krimis, seid seit vielen Jahren beste Freunde. Habt ihr auch eine ähnliche Biografie?
SB: Wir sind zwar der gleiche Jahrgang, kommen beide aus den 70ern, aber sonst war unser Lebenslauf schon unterschiedlich. Der Simon ist in der Großstadt aufgewachsen, ich auf dem Land, er ist Wiener, also ein Österreicher, ich bin ein Bayer. Simon war bereits sehr früh aus dem Haus und auf der Schauspielschule. Ich habe ewig gebraucht, bin erst mit 23 Jahren angenommen worden, als der Simon schon ein Weltstar war. (lacht) Wir haben also unterschiedliche Biografien, Parallelen gab es dennoch. Unsere Eltern haben uns ein ähnliches Wertesystem vermittelt. Auch wenn unser Rhythmus etwas unterschiedlich ist, sind wir uns inzwischen sehr ähnlich – in all unseren Unterschiedlichkeiten.
SS: Unterschiedlichkeiten? Was ist denn das für ein Wort (lacht). Muss das nicht heißen, dass wir auch unterschiedlich sind?
SB: Kommt doch auf das Gleiche raus.

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CWH: In der Ecke des Klassenzimmers seid ihr aber beide gestanden, habe ich gehört …?
SS und SB: Das kann sehr gut so gewesen sein.

CWH: Noch kurz zum neuen Eberhofer-Krimi „Guglhupfgeschwader“, der im August in die Kinos kommt. Um was geht es diesmal?
SB: Das kann man nicht in Kürze zusammenfassen … Moment … oder doch? Es geht um einen Landpolizisten in Niederbayern, der mit einfachen Mitteln zusammen mit seinem Partner, der früher einmal Polizist war, versucht, einen komplizierten Fall zu lösen.
CWH: Ah!
SB: Die einzige Möglichkeit, es kurz zu machen, ohne zu viel dabei zu verraten. (lacht)

CWH: Ihr fahrt später weiter zum nächsten Drehort, wo geht es hin?
SS und SB: Augenblicklich sind wir im Süden von Bayern und fahren heute Abend weiter nach Franken.

Vielen Dank an euch beide, hat Spaß gemacht (was auch sonst). Ich wünsch euch alles Gute, weitere spannende Drehtage, viele tolle Protagonisten und ein zuverlässiges Wohnmobil. Wir in der Redaktion freuen uns schon riesig auf die neue Staffel „Die Grenzgänger“ und natürlich auch auf den neuen Eberhofer-Krimi! Gute Fahrt! (Karin Werner)