Energiekrise und Personalmangel

Fuel gas pipeline with a knot on white background. EU industrial economic sanctions. Energy embargo. Oil import export from the world fuel trade market restricts.

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Energiekrise und Personalmangel treffen die Campingbranche. Wie beurteilen Platzbetreiber die aktuelle Situation, welche Vorkehrungen treffen Sie und wie optimistisch blicken sie in die Zukunft? Das direkte Feedback aus der Branche ist sehr interessant.

André Balogh, Bergoase (Sachsen)
Die steigenden Energiekosten sind schon problematisch, da wir ganzjährig geöffnet haben und beispielsweise eine Sauna betreiben, die sehr energieintensiv ist. Ich möchte da aber auch keine Abstriche machen. Die Gaskrise betrifft uns nicht direkt, wir heizen mit Pellets. Worüber aber niemand berichtet: Die Preise für Pellets haben sich fast vervierfacht. Personalprobleme haben wir nicht. (A.d.R.: Wir haben das Thema ins Heft genommen) WELCHES Problem? Meinst du Pellets?

Fanny Kinkel, Blütencamping Riegelspitze (Brandenburg)
Aktuell mache ich mir noch keine großen Sorgen. Dennoch müssen wir jetzt aufpassen, dass die Preise für die Gäste noch transparent bleiben und Plätze nicht zu teuer werden. Wir alle müssen jetzt sparen und können nicht mehr so viel investieren wie in den letzten Jahren. Personell sind wir diese Saison gut über die Runden gekommen, dennoch werden wir mehr Personal benötigen. Wir haben schon einige Bereiche an Firmen vergeben, Rezeptionsöffnungszeiten eingeschränkt und machen weniger Bauprojekte in den Wintermonaten.

Margit Frauenreuther, Freizeit und Camping Gaisweiher (Bundesland)
Hinsichtlich der steigenden Energiekosten ist unser Ziel eine moderate Anpassung der Energiekosten und Einsparungen. Wir werden zum Beispiel unsere Wegebeleuchtung zwischen 23 und 5 Uhr reduzieren und eine Durchflussmengensteuerung bei Duschen und Waschbecken vornehmen. Ja, wir hatten Personalnot bei Reinigung, Platzwart und Rezeption, haben eine externe Beauftragung eines Reinigungsdienstes in Anspruch nehmen müssen, Studentenjobs in der Rezeption vergeben und unsere Platzwarttätigkeiten über den Gemeindebauhof verrechnet.

Christian Schreiber, Camping Rudelsburg (Sachsen-Anhalt)
Aufgrund der Gaspreise machen wir uns große Sorgen. Auch wir müssen planen und kalkulieren können für das nächste Jahr – was aber momentan schwer möglich ist. Mit unseren neuen Heizungsanlagen schaffen wir es aber, den Verbrauch um circa 30 Prozent zu senken. Wegen Personalproblemen haben wir Stellengesuche auf allen Kanälen ausgeschrieben, wir bezahlen über Mindestlohn und bieten eine Sonderzahlung nach Abschluss der Saison.

Ernst-Rudolf Müller, Camping- und Ferienpark Teichmann (Hessen)
Wir reagieren auf den Markt und geben die Kosten an unsere Gäste weiter. Mittelfristig werden wir 80 Prozent unserer Energie selbst erzeugen und damit den Preisanstieg dämpfen. Personell haben wir uns mit ausländischen Arbeitskräften beholfen.

Rolf Kopper, Campingplatz am Nordseestrand (Niedersachsen)
Im Bereich Strom werden wir leider die Preiserhöhung an unsere Gäste weitergeben müssen. Im Bereich Wärme bleibt die Kostensteigerung überschaubar. Wir nutzen für alle Sanitärbereiche, Gebäude und unser Freibad die Abwärme einer Biogasanlage. Zwar wird die Wärme im regenerativen Bereich auch teurer, jedoch nicht so stark wie bei der Gaspreisentwicklung. Insgesamt machen wir uns schon Sorgen, dass Urlaub im eigenen Land immer teurer wird. Leider hat das Thema Tourismus politisch zu wenig Lobby. Das ist ärgerlich, denn in der Gemeinde Dornum mit knapp 4.500 Einwohnern könnte man 1.500 Vollzeitarbeitsplätze durch die touristisch induzierten Ausgaben finanzieren. Und ja, wir haben Personalprobleme. Da unser Campingbetrieb ein Saisonbetrieb ist, benötigen wir einige Saisonkräfte – und diese sind leider immer weniger zu finden.

Bettina Otte und Henning Dürr, Campingplatz Ambach (Bayern)
Wir werden gezwungen sein, den Strompreis anzupassen und werden verstärkt auf unnötigen Stromverbrauch achten müssen. Aber eigentlich sehen wir dem Ganzen etwas gelassener entgegen. Personalprobleme haben wir keine.

Björn Andres, Fortuna Camping am Neckar (Baden-Württemberg)
Derzeit haben wir unseren Stromverbrauch drastisch reduziert, insofern mache ich mir beim Strom keine allzu großen Gedanken. Leider gibt es keine Handwerker, die liefern und installieren können, daher beheizen wir derzeit unsere Gebäude noch mit Gas. Die gestiegenen Kosten müssen wir auf den Platzpreis umlegen. Personaltechnisch haben wir eine gute Besetzung. Jedoch unser Pächter der Gastronomie hat immense Personalprobleme. Wir mussten für das Restaurant gemeinsam die Karte verkleinern und die Öffnungszeiten reduzieren.

Uwe Fischer, Naturcampingplatz Zum Hexenwäldchen (Mecklenburg-Vorpommern)
In Sachen Energie wird es teurer, ich denke aber, dass sich das regulieren wird. Der Personalmangel bedeutet für uns allerdings eine Mehrarbeit innerhalb der Familie und die Zahlung höherer Löhne.

Frank Klingelhöfer, Camping Drei Gleichen (Thüringen)
Ich befürchte, dass die Energiekrise die Budgets die Anzahl unserer Gäste zusammenschmelzen lässt. Wenn dann nur noch Geld für den einen großen Urlaub da ist, der dann noch dazu ins Ausland führt, beginnt es unangenehm zu werden. Personell müssen wir uns verändern, um gegebenenfalls Lücken mit weiteren Aushilfen aufzufüllen. Vielleicht wird sich künftig aufgrund der gestiegenen Kosten der eine oder andere nach einer Aushilfstätigkeit umschauen.

Familie Eiermann, Naturcamping Langenwald (Baden-Württemberg)
Wir machen uns in Bezug auf die Energiekrise große Sorgen. Auch unsere Situation, dass wir keine Service- und Reinigungskräfte finden, ist schwierig und bedeutet Mehrarbeit für die Familie.

Karsten Heide, Ostseecampingplatz Familie Heide (Schleswig-Holstein)
Wir befürchten, dass wir bezüglicher Engpässe bei Strom (evtl. Stromschwankungen) und beim Gas Betriebszweige geschlossen lassen müssen. Wir wurden vom Netzbetreiber angeschrieben, dass uns bei Versorgungsengpässen das Gas abgeschaltet wird. Wir hoffen, dass sich die Situation bis Juni 2023 einpendeln wird, damit wir wieder etwas besser planen können. Personalprobleme haben wir nicht – noch nicht.

Lisa Rähm, Spreewald-Natur-Camping Am Schlosspark (Brandenburg)
Ich mache mir Sorgen, dass aufgrund steigender Kosten und der daraus resultierenden Entlassungen von Mitarbeitern Gäste ausbleiben. Aktuell sind wir personell bei unseren Festangestellten gut aufgestellt und sehr dankbar dafür. Schwierigkeiten hatten wir nur, rechtzeitig Aushilfen für die Sommerferien zu finden. Allerdings hatten und haben wir in 2022 einen enormen Krankenstand.

Katrin Püschel, Campingplatz Talsperre Malter (Schleswig-Holstein)
Ich frage mich, wie lange der Kunde die umgelegten Mehrkosten noch bezahlt. Personalprobleme hatten wir bei den Rettungsschwimmern und haben uns deshalb mit Arbeitsagenturen und Universitäten beholfen.