Die Entwicklung der Campingbranche

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Entwicklung und Handlungsbedarf

Wir haben bei Campingplatzbetreibern in unterschiedlichen Bundesländern nachgefragt, wie sie die Entwicklung der Branche wahrnehmen. Wir wollten wissen, was eventuell besser laufen kann, wo es vielleicht Veränderung bedarf. Grundsätzlich haben die meisten Betreiber einen sehr positiven Blick auf die Zukunft. Den ein oder anderen Ansatzpunkt gibt es aber dennoch, der korrigiert werden kann. Eines ging klar und deutlich hervor: Viele Platzbetreiber wünschen sich mehr Miteinanander, eine engere Vernetzung und einen besseren Austausch untereinander.

Lisa Rähm, Spreewald-Natur-Camping Am Schlosspark (Brandenburg)

Auch in den kommenden Jahren wird Camping eine wichtige und elementare Urlaubsform bleiben, trotz steigender Kosten. Wünschenswert ist allerdings, dass unsere Branche endlich aus dem Schatten der anderen Übernachtungsformen (Hotellerie etc.) treten kann und nicht weiter nur das dritte Rad am Wagen bleibt. In vielen Regionen sorgen gerade Campingplätze für die größten Übernachtungszahlen. Dennoch finden sie leider viel zu wenig Gehör in Kommunen, Städten und in der Politik. Ein anderes Thema ist das Wildcampen. Aufgrund der medialen Aufmerksamkeit (TV Serien, soziale Medien, YouTube, etc.) und der stetig steigenden Neuzulassungen von Campingfahrzeugen wird dieses Problem in Zukunft weiter zunehmen. Hier braucht es schnellstmöglich eine Lösung von der Politik, damit Kommunen Werkzeuge an die Hand bekommen, um mit dieser Situation umzugehen. Apps, wie z.B. Park4night sind, neben legalen Plätzen, auch gespickt mit (illegalen) Stellplätzen an Seen, auf Wiesen etc. Allein in Brandenburg gibt es weit über 400 solcher Plätze! Diese stehen in direkter Konkurrenz zu klasssichen Campingplätzen, müssen aber weder Auflagen noch Campingplatzverordnungen erfüllen.

Uwe Fischer, NaturCampingplatz Zum Hexenwäldchen (Mecklenburg-Vorpommern)

Ich denke Qualität wird wichtiger werden. Das bedeutet aber nicht, dass die ADAC-Kriterien „Sanitär“ das Geschehen bestimmen werden oder dürfen. Vielmehr sollten inhaltliche Kriterien über den Erfolg der Unternehmen oder sogar der Branche entscheiden. Der Begriff Qualität wird da neu zu definieren sein: Zeitgeist, Trends, Ideen, auch Animation im weitesten Sinne. Sinnvoll wäre auch eine gemeinsame und langfristige (Image-)Kampagne mit der Tourismusindustrie (Wohnwagen/Wohnmobile/Zelte), mit Campingverbänden und Händlern (Fahrzeuge, Zubehör, etc). Auch Publikationen zur Kundenneugewinnung und Implementierung des Segments „Camping“ als Urlaubsform in breiter Aufstellung sind unverzichtbar. Zur Zeit „streiten“ sich alle Unternehmen in einem begrenzten Markt. Auch wenn dieser durch diePandemie etwas gewachsen ist. Es ist doch für alle Beteiligten besser, die Kundschaft zu erweitern, anstatt sich ständig in einem begrenzten Markt um dieselben Gäste zu rangeln ;-). Auch die Kommunikation mit der Politik muss verstärkt werden. Ein Beispiel: Vereinfachung des Baurechts!

Frank Klingelhöfer, Camping Drei Gleichen (Thüringen)

Das ist ein eigenes abendfüllendes Thema. Über aller Zukunft schwebt aber momentan die Gas- und Energiekrise. Leider müssen wir feststellen, dass unsere Branche nicht systemrelevant ist.

André Balogh, Bergoase (Sachsen)

Die Entwicklung in der Branche ist momentan schwer einzuschätzen, hängt sicherlich von der weiteren Entwicklung der Inflation ab.

Fanny Kinkel, Blütencamping Riegelspitze (Brandenburg)

Es braucht eine schnellere Umsetzung von Projekten. Ich habe das Gefühl, dass wir in Deutschland zu viel Zeit mit Entwicklungen verstreichen lassen und andere Länder schon viel weiter sind. Zum Beispiel bei Onlinebuchungen, Check-in-Automaten, etc.. Wir sehen in vielen Dingen immer nur Probleme, anstatt gemeinsam an Zielen zu arbeiten.

Margit Frauenreuther (Vorstand), Freizeit und Camping Gaisweiher (Bayern/Oberpfalz)

Ich sehe die Enwicklung positiv, Individualurlaub wird stärker gefragt. Wichtig ist die Vernetzung zwischen Campingplatz und kommunaler Touristinfo, denn Camper sind in der Regel sehr an touristischen Angeboten interessiert und nutzen diese entsprechend.

Christian Schreiber, Camping Rudelsburg (Sachsen-Anhalt)

Ich bin da eigentlich positiv, da wir die Gewinner in den letzten zwei Jahren waren.

Rolf Kopper, Campingplatz am Nordseestand (Niedersachsen)

Ich denke, dass Wohnwagencamper und auch Saisonstellplätze immer weniger werden. Campingplätze müssen sich auf kürzere Aufenthalte von Wohnmobilisten vorbereiten, was unter anderem auf die Beschaffenheit der Stellplätze ziehlt, aber auch auf den Verkehr auf einem Campingplatz Einfluss haben wird. Individualität geht dabei ein wenig verloren. Wohnmobile sind sich alle ziemlich ähnlich. Es gibt nur wenige Hersteller, die eigene Wege gehen. Eine Herausforderung ist auch durch die Versprechen der Wohnmobilhersteller entstanden. Sie fotografieren die tollste Fahrzeuge inmitten der Natur, was aber in der Realität natürlich ganz anders aussieht. Hier an der Nordsee ist wildes campieren im Landschaftsschutzgebiet untersagt. Letztendlich stehen diese Wohnmobil dann auf Großparkplätzen oder eben auf den schönen Campingplätzen an der Nordsee.  

Henning Dürr, Bettina Otte, Campingplatz Ambach (Bayern)

Wir denken, dass der derzeitige Campingtrend noch weitere Jahre anhalten wird und wir freuen uns darüber.

Björn Andres, Fortuna Camping am Neckar (Baden-Württemberg)

Die Elektrifizierung der Fahrzeuge stellt die Branche vor ein noch ungeahntes Problem. Man muss Campern deutlich machen, dass manche Campinginfrastruktur nicht für das Laden Ihrer Fahrzeuge geeignet ist. Campingplätze müssen sich also entsprechend mit Lademöglichkeiten vorsorgen, um entgegen zu wirken. Das Wachstum der Branche wird langsam stagnieren. Viele die sich ein Fahrzeug während Corona zugelegt haben, werden Camping wieder den Rücken kehren, weil die versprochene Freiheit nicht vorhanden ist. Campingplätze, die nicht in Plätze und Infrastruktur investieren, werden immer weniger Gäste bekommen und vom Markt verschwinden. Der Neubau von Campingplätzen ist mit den hohen Auflagen in Deutschland kaum möglich. Auch der Klimawandel birgt Risiken, hat aber auch Chancen, so kann zum Beispiel die Camping- und Schwimmbadsaison aufgrund höherer Temperaturen potenziell verlängert werden. Trockenheit und Extremwetter bergen gerade für einen Campingplatz wie unseren, direkt am Neckar – ein großes Risiko für Überschwemmungen. Durch Hitze und Trockenheit werden schattige Plätze gefragter werden. Ein guter Baumbestand lässt sich jedoch nicht in geringer Zeit aufbauen. Hier habe ich vorgesorgt und bereits vor zwei Jahren viele neue Bäume zu meinem vorhandenen Bestand gepflanzt. Auch die Trockenheit ist ein Thema. Stellplätze müssen künftig vielleicht dem Beispiel südeuropäischer Plätze folgen. Split und Kies statt Wiese, denn diese wird immer öfter nur noch einer staubige Wüsten ähneln. Wasser wird in Zukunft kostbarer und teurer werden. Hier muss man über eine Art Rationierung/Abrechnung nachdenken und weitere Sparmaßnahmen in Duschen, Bädern, Schwimmbädern erwägen. Dusch-/Wasch- und Spülwassernutzung für Toiletten wäre ein denkbarer Ansatz, der jedoch mit erheblichen Umbaukosten einher geht. Grundsätzlich sehe ich der Campingzukunft in Deutschland positiv entgegen. Es wird zwar eine Ausdünnung/natürliche Selektion von Campingplätzen geben, Betreiber die innovativ sind und vorsorgen, werden jedoch als Gewinner hervorgehen.

Familie Eiermann, Naturcamping Langenwald (Baden-Württemberg)

Es gibt viele Neucamper auf dem Markt, es werden einige nicht dabei bleiben.

Karsten Heide, Ostseecampingplatz Fam. Heide (Schleswig-Holstein)

Auf Grund der steigenden Kosten werden, meiner Meinung nach, die Ausgaben für den Urlaub gekürzt werden. Das wird auch Campingplätze betreffen – besonders aber die Freizeit- und Infrastruktur im Umkreis des Domizils.

Norbert Schadendorf, Camping Tante Henni (Schleswig-Holstein)

Handlungsbedarf ist bei den lokalen Ämtern dringend notwendig. Dort werden neue Projekte und Erweiterungsbestrebungen boykottiert und sabotiert. Seit 18 Monaten wird uns per Baustopp eine Zufahrt zu einer benachbarten Wiese verweht. Bauamt und untere Naturschutzbehörde sind null kompromissbereit, während aber gleichzeitig Hochglanzbroschüren aus Kiel kommen mit Parolen zur Tourismusförderung.

Frank Klingelhöfer, Camping Drei Gleichen (Thüringen)

Vernetzung und Austausch sollten in der Branche besser laufen.

Björn Andres, Fortuna Camping am Neckar (Baden-Württemberg)

Fahrzeughersteller sollten ehrlicher mit der vermeintlichen Freiheit beim Campen umgehen. Durch den Boom der letzten Jahre sollte man Camper darauf hinweisen, dass immer öfter ohne Buchungen keine Plätze mehr frei sind. Ebenso sollten Hersteller bei der Elektrifizierung von Fahrzeugen berücksichtigen, dass viele Campingplätze nicht die elektrische Leistung für Wärmepumpen, Fußbodenheizungen (im Zelt!?) und ähnliches bieten können. Betreiber müssen sich mehr untereinander austauschen. Pincamp geht hier mit einem guten Beispiel voran und bietet entsprechende Videokonferenzen als Plattform für den Austausch an. Anbieter von Campingführern müssen enger mit Betreibern zusammenarbeiten. Viele sehen in Betreibern lediglich die Finanziers ihrer Plattformen und betrachten Ihre Campingführer und Nachlassprogramme nur aus der Camperperspektive. Auch hier geht Pincamp einen guten Weg. Andere Anbieter jedoch leider noch nicht. ACSI zum Beispiel legt noch immer die Preise und Akzeptanzzeiten für den Betreiber fest – ohne Rücksprache zu halten. Für mich ein Grund nicht mehr bei ACSI vertreten zu sein.

CSS Campingplatz Schubystrand GmbH & Co. KG, Peter Steinort, Platzleitung/Geschäftsführung (Schleswig-Holstein)

Politiker sollten auswechselt werden, um den wirtschaftlich notwendigen Wandel hinzubekommen.

Henning Dürr und Bettina Otte, Campingplatz Ambach (Bayern)

Stornobedingungen sollten von den Gästen gelesen und akzeptiert werden. Stichwort, vorzeitiges Abreisen wegen schlechtem Wetter.

Ernst-Rudolf Müller, Camping- und Ferienpark Teichmann (Hessen)

In welcher Branche läuft es besser, als auf Campingplätzen?

Christian Schreiber, Camping Rudelsburg (Sachsen-Anhalt)

Es braucht mehr Mut zum Thema Preisgestaltung, damit unsere Plätze auch mit Plätzen im Ausland mithalten können. Viele Campingplatzbetreiber zögern immer wieder die Preise anzupassen aus Angst, dass kein Gast mehr kommt. Das ist für mich aber der falsche Weg. Campingplätze müssen Geld verdienen um Investitionen stemmen zu können und die Inhaber auch die Möglichkeit haben, aktuelle Technik vorzuhalten.

Andre Balogh, Bergoase (Bundesland)

Ein Bürokratieabbau ist nötig. Sehr lästig und zeitaufwendig sind beispielsweise die Meldungen an das Statistische Landesamt. Wir müssen diese getrennt für Ferienwohnungen, für Camping und für Hütte einreichen. Das kostet uns jedes Mal circa einen halben Tag pro Monat. Weiterhin wäre es mein Wunschtraum, dass die Kommunen sich selbst um das Einziehen und Abrechnen der Kurtaxen kümmern und nicht, wie bisher die Gastgeber dies mit einem Riesenaufwand und ohne Aufwandsentschädigung abwickeln müssen.