In die Zukunft gefragt

Via Claudia Camping in Lechbruck im wunderschönen Ostallgäu

Im Gespräch Frau Dr. Felicitas Weeber, Geschäftsführerin Via Claudia Camping in Lechbruck/Ostallgäu

CWH: Ihr Platz ist ganzjährig geöffnet. Wie lief die Saison bisher?
FW: Wir sind zufrieden, aktuell spielt aber natürlich schon die Sorge mit rein, wie das alles mit der Energiekrise weitergehen wird.

CWH: Stichwort Strom und Gas …
FW: Wir sind hier leider noch erdgasabhängig, alle unsere Sanitärgebäude werden so beheizt. Vor zwei Jahren habe ich zwei Blockheizkraftwerke gebaut. Dummerweise laufen auch diese mit Erdgas. Was damals eine gute Lösung war, ist heute eine schlechte. Gerade sind wir dabei, Photovoltaik auf die Dächer zu machen, in der Hoffnung, dass wir irgendwann den dazu benötigten Wechselrichter bekommen. Ich bin aber zuversichtlich, irgendeine Lösung wird es geben. Sicher werden wir neue Wege gehen und vor allem unseren Strom bestmöglich bald selber produzieren.

CWH: Was würden Sie sich von der Politik wünschen?
FW: Ich würde mir ein paar kompetente Menschen in Führungspositionen wünschen. Mit einer entsprechenden Ausbildung in ihrem Bereich und der Kenntnis darüber, was eine Insolvenz überhaupt bedeutet. Es ist ein Trauerspiel, ganz unabhängig von den jeweiligen Parteien. Die Probleme des Mittelstandes müssen endlich erkannt werden. Leider habe ich nicht das Gefühl, dass es momentan in der Politik das richtige Bewusstsein dafür gibt. All die Entscheidungen, die momentan von der Regierung gefällt werden, schwächen im Endeffekt systematisch den Mittelstand. Meiner Meinung nach ist dieser aber immer noch die beste und sicherste Basis für eine Gesellschaft. Wenn vieles auf verschiedene Unternehmen verteilt ist und eines davon wackelt, wackeln eben nicht alle. Es kann auch nicht sein, dass immer nur die Großen gerettet werden und Subventionen abgreifen können – und die Kleinen letztendlich nicht relevant sind. Wir sind doch in der Masse gesehen viel relevanter als die Großen.

CWH: Auch ein Umdenken bei Kommunen?
FW: Ja, auch dort könnte einiges besser laufen. Sie kassieren Kurtaxe – was bei 120.000 Übernachtungen auf unserem Platz pro Jahr nicht gerade wenig ist. In die ganze Infrastruktur müssen wir aber selber investieren.

CWH: Wie digital ist Ihr Platz aufgestellt?
FW: Unsere ganze Gegend ist WLAN-technisch nicht optimal ausgerüstet. Ich habe für irrwitzig viel Geld Glasfaser legen lassen, dennoch läuft alles nicht so, wie es sollte. Ehrlich gesagt bin ich jeden Tag heilfroh, wenn die Strukturen, so wie sie jetzt sind, funktionieren. Online buchbar sind wir, das wäre anders auch gar nicht mehr möglich. Reisemobile laufen komplett online, das macht auch Sinn. Es entlastet die Rezeption und gibt Urlaubern mehr Planungssicherheit. Auch irren diese auf der Suche nach einem Platz nicht sinnlos in der Gegend hin und her und erhöhen damit das Verkehrsaufkommen. Das wollen wir den Anwohnern von Lechbruck nicht antun.

Ein herrlicher Ausblick

CWH: Haben Sie Personalprobleme?
FW: Wir sind noch gut versorgt. Ich habe seit Jahren die gleichen großartigen Mitarbeiter. Das Stammteam kommt mehrheitlich aus Deutschland. Saisonkräfte habe ich selber im Ausland akquiriert, da ich es teilweise schändlich finde, welche Hungerlöhne manche Vermittlerfirmen zahlen. Prinzipiell merken wir den Personalmangel in der Region definitiv, manche Gasthäuser machen gar nicht mehr auf, weil sie kein Personal haben. Aber es trifft ja nicht nur die Gastronomie. Wo sind all die Menschen?

CWH: Eine betroffene Branche ist ja leider auch die Pflege.
FW: Ja, als Apothekerin ist mir die Situation sehr bewusst. Das Wichtigste wäre, endlich diese ganze Bürokratie abzubauen. Das Ausfüllen all der geforderten Formulare hat den personellen Mehraufwand fast verdoppelt. Was nutzen diese ganzen Dokumentationen eigentlich? Menschen, die schlampig arbeiten wollen, tun dies auch mit Dokumentation. Alle anderen haben ohnehin das nötige Herzblut und die nötige Verantwortung für diese Aufgabe.

CWH: Nehmen Sie neue Zielgruppen wahr?
FW: Was wir vermehrt sehen, sind viele Leute mit Zelt oder mit kleineren Bussen, die das ursprüngliche Camping suchen. Wir haben hier auch regelmäßig in der Nebensaison viele Gruppen. Mal stehen 120 Bullis auf unserem Platz, mal kann man die tollsten selbst ausgebauten Camper bewundern, sogar ein Camping-Lastwagen Marke Eigenbau konnten wir hier schon bestaunen.

CWH: Wo geht die Reise hin?
FW: Ich denke, dass der Boom schon noch anhalten wird, wie lange, weiß kein Mensch. Es liegt mir persönlich sehr am Herzen, dass Camping diese naturverbundene Urlaubsform bleibt.

CWH: Haben Sie wieder mehr ausländische Touristen?
FW: Ja, zum Glück kommen wieder vermehrt Urlauber aus Italien, Frankreich oder den Niederlanden. Das ist auch für unsere Studenten, die ich hier ausbilde, sehr wichtig. So kommen sie mit anderen Sprachen und Mentalitäten in Kontakt.

CWH: Liebe Frau Weeber, ganz herzlichen Dank für das Gespräch. Weiterhin viel Erfolg und alles Gute!

Mehr zum Platz: www.via-claudia-camping.de
Fotos: Via Claudia Camping