Wenn man mit Werner Chors über das Thema Rasenpflege spricht, merkt man schnell, dass er ein echter Kenner ist: Rasenprofi Werner Chors
Foto: Werner Chors
Früher hat er landwirtschaftliche Betriebe beraten, seit 1993 betreibt er einen Campingplatz, natürlich ökologisch. Sein Areal liegt südlich der Lüneburger Heide, ist acht Hektar groß und bietet 250 geräumige Stellplätze.
Er liebt die Natur und tut alles, um sie gesund zu erhalten. Manchmal, so sagt er, ist es ein kleiner Spagat, den er machen muss, um das Umweltthema in Einklang mit den Wünschen seiner Gäste zu bringen und dabei der Naturoptimal gerecht zu bleiben. Alles in allem funktioniere es aber sehr gut, erfahren wir von ihm, denn der Großteil seiner Gäste ist umweltbewusst. Waren es früher eher die Grünen und die Freaks, die sich Sorgen um die Umwelt machten, ist das Thema heute auch in der breiten Masse angekommen. Er erzählt, dass er natürlich generell im Vorfeld eine bestimmte Zielgruppeansprechen möchte und hat den Claim „Camping auf dem Land“ in sein Logointegriert. Das funktioniert bisher gut, seine Gäste wissen, wie er tickt und jene, die mit weißen Lackschuhen campen gehen wollen, kommen erst gar nicht. Es passt also und wenn man die Beurteilungen auf Campingportalen liest, wird dies bestätigt. Seine große Leidenschaft sind Flächen, aus denen grüne Halme sprießen. Er mäht seinen Rasen nicht konventionell, sondern mulcht ihn, weil er wegkommen will von der ökologischen „Vergewaltigung“ der Rasenflächen. Bei diesem Verfahren muss häufiger gemäht werden, um den Rasen kurz zu halten, es bringt aber unglaublich viele Vorteile mit sich. Man muss nicht mehr vertikutieren, kaum Neusaat ausbringen oder an heißen Tagen den Regner auf die Grünfläche stellen. Es gibt keine Vermoosung, was den Griff zum giftigen Eisensulfatdünger unterbindet. Der Schnitt muss nicht gesammelt und entsorgt werden, was letztendlich Arbeitsschritte spart. Hinzu kommt, dass Grasschnitt schlechtkompostierbar ist, weil er ohne Beimengung von gröberen Pflanzenresten Jauche bildet, die mit ihrem hohen Nitratgehalt umweltschädigend ist. Wer mulcht, verbraucht auch weniger Wasser, der Rasen bleibt grün, oft genügt schon Morgentau, um ihn zu wässern. Kurz gehaltener Rasen hat ein weiteres, schlagendes Argument: Mäht man im Sommer längere Gräser auf konventionelle Art, werden die helleren Blattschichten freigelegt. Die Folgen für das Gras vergleicht Herr Chors mit einem Engländer. Legt man ihn ungeschützt an den Strand, verbrennt ihn auch die Sonne. Folglich hat es das Gras dann schwer, wieder in die Gänge zu kommen. Hier auf dem Campingplatz Örtzewinkel sieht und spürt man den bewussten Umgang mit der Natur, hier scheint es nicht nur den Gästen, sondern allen „Erdbewohnern“ richtiggut zu gehen. Das System funktioniert: Regenwürmer vermengen den Boden, ziehen Biomasse in die Erde, verarbeiten sie und stoßen sie mit organischen Stoffen vermischt wieder aus. Diese Lebendverbauungen sehen aus wie Minimaulwurfshügel und sind der perfekte Dünger für den Rasen, der bei der klassischen Rasenpflege auf dem Kompostlanden würde. Um seine Mission zu verbreiten, organisiert Werner Chors auf seinem Campingplatz Örtzewinkel immer wieder Rasentage oder gibt Rasenseminare, die schon so manchen zum Umdenken gebracht haben. • (KW)
Mehr Infos unter: www.oertzewinkel.de
Bodenleben
Foto: AdobeStock 201243065
Zehn Tonnen Leben pro Hektar Erde entsprechen 100 kg auf einer Fläche von 100 m²Aufteilung:
• ca. 40 % Pilze
• ca. 15 % bis 30 % Bakterien
• ca. 10 % Algen und tierische Einzeller
• bis 25 % mehrzellige Bodentiere, Käfer, Spinnen, Tausendfüßler, Regenwürmer und der Freund des Gärtners, der Maulwurf
• Auf 100 m² Rasenfläche leben ca. 15 kg Regenwürmer (Bei diesen Angaben handelt es sich um relevante Schätzungen)Das kleine Rasenseminar
Konventionelles Mähen vs. Mulchverfahren
Konventionell
• 1 x wöchentlich mähen
• Grasschnitt sammeln und entsorgen
• bei geringer Düngung schlechte Grasnarbe
• der Grasschnitt ist schlechter kompostierbar
• das Bodenleben wird nicht gefördert
• Düngung meist ungünstig (giftiges Eisensulfat)
• das Gras benötigt mehr Wasser (Wuchshöhe)
• zeitaufwändige Leerung der Grasfangkörbe
• Vertikutieren wird nötig, um Fläche wieder herzustellen
• Nachsaat wird erforderlich
• Eisen-II-Sulfat: Der Moosentferner ist kein Dünger, belastet den Boden, Moos wächst schneller nach.
• Das Bodenleben wird im oberen Bereich durch Entstehung von Schwefelsäure gestört.
• Moos kann mit einer gezielten Gabe von Kali und Stickstoff verdrängt werden. Diese Düngung regt das Graswachstum und häufiges Mähen die Bestockung der Gräser an.Mulchen
• Mindestens 1 bis 2x wöchentlich (etwa doppelter Mähereinsatz als beim konventionellen Mähen)
• Kaum Düngung notwendig, denn der Grasschnittgibt Dünger und Feuchtigkeit ab
• Keine Unterbrechung durch Fangkorbleerung.
• Das Bodenleben wird gefördert
• Keine Bodenbelastung durch unsachgemäße Düngung
• Das jährliche Vertikutieren entfällt
• Aufwand an Nach- oder Neuansaat ist gering
• Das Gras ist durch den kurzen Schnitt bis zur Wurzel grün.Quelle: Werner Chors vom Campingplatz Örtzewinkel