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Sauberes, klares Wasser für unbeschwertes Badevergnügen. Wenn es um Naturschutz und Ökologie auf Campingplätzen geht, ist Ecocamping ein wertvoller Ansprechpartner. Wir haben Wolfgang Pfrommer, Projektleiter bei Ecocamping, ein paar Fragen zu natürlichen Badegewässern gestellt.

Wolfgang Pfrommer, ECOCAMING, Foto: Ecocamping

CWH: Schwimmteich und Swimmingpool – was macht den Unterschied?

WP: Ein Naturschwimmteich ist ein kleiner ökologisch intakter Teich, meist mit Teichfolie ausgelegt, in dem man baden kann. Das Wasser muss den Badesee-Qualitätsanforderungen genügen. Ein Swimmingpool ist ein technisches Bauwerk, das mit Hilfe von Technik und Chemie hygienisch sauber gehalten wird. Beide benötigen meist eine Genehmigung, denn baurechtlich wird zwischen einem Schwimmbecken und einem Schwimmteich nicht unterschieden. Sowohl bei einem Pool als auch bei einem Schwimmteich liegt die Verantwortung beim Betreiber – im Gegensatz zu einem öffentlichen Badesee in der Nähe des Platzes.

CWH: Sind Naturschwimmteiche hygienisch empfehlenswert? Gibt es ein Risiko des Umkippens?

WP: Ab 28 °C Wassertemperatur ist eine verstärkte Kontrolle notwendig. Je wärmer das Wasser, desto höher ist natürlich auch die Hygieneanforderung, denn dann werden die Bakterien gefährlicher. Die guten Bakterien werden träger und können die Biomasse schlechter verwerten. Man kann also sagen, je kälter ein Schwimmteich ist, desto hygienischer ist er auch. Gerade bei Hitzewellen oder lange anhaltenden Wärmeperioden, wenn vier Wochen lang die Sonne auf das Wasser strahlt, muss ein Schwimmteich mit kaltem Frischwasser nachgefüllt werden, um ihn runterzukühlen. Das ist ökologisch natürlich etwas kontraproduktiv, da Wasser gerade im Sommer ohnehin knapp werden kann.

CWH: Bleiben wir beim Wasserverbrauch. Wie sieht es hier bei den Pools aus?

WP: Pools und Naturpools brauchen neben dem Nachfüllen aufgrund von Verdunstung auch größere Mengen an Rückspülwasser für die Reinigung der Filteranlagen. Für diesen Vorgang braucht es viel Druck, viel Volumen, also auch viel Wasser. Naturschwimmteiche müssen lediglich ihre Verdunstung ausgleichen und außerdem den Verlust aufgrund der Tatsache, dass Badegäste mit ihrer nassen Haut circa zehn Milliliter Wasser mit nach draußen nehmen. Eventuell muss in heißen Sommern auch hier Frischwasser zugeführt werden, um die Temperatur zu reduzieren. Unterm Strich hat ein Schwimmteich aber einen viel geringeren Wasserverbrauch als ein Pool.

CWH: Schwimmteich oder klassischer Pool, ein Frage des Platzes?

WP: Ein Schwimmteich beansprucht circa 80 Prozent Regenerationsfläche. Ein Naturpool, der quasi eine Kombination aus Schwimmteich und klassischem Pool ist, benötigt wesentlich weniger. Klassische Swimmingpools brauchen einen Technikraum im Keller, Naturpools etwa 10 bis 15 Prozent der Schwimmfläche für den Anbau von externen Biofiltersystemen. Es ist also eine Frage des Platzes, für welche Variante sich ein Betreiber entscheiden kann.

CWH: Sind Bakterien im Schwimmteich gut?

WP: Es ist ja schon erstaunlich. Eigentlich versucht man, Bakterien wegzubekommen, Schwimmteiche machen sie sich die guten Bakterien aber zunutze, denn sie bauen Biomasse ab. Damit haben schlechte Bakterien keine Grundlage mehr. Prinzipiell sollte deshalb darauf geachtet werden, möglichst wenig Biomasse wie Sonnencreme, Sonnenöl, Kinderpipi und Laub ins Wasser zu bringen. Nimmt es zu viele Nährstoffe auf, kommen die guten Bakterien mit dem Abbau nicht mehr nach, was das Algenwachstum fördert. Betreiber sollten Laub schnell entfernen und eindringlich an ihre Gäste appellieren, sich zu duschen, bevor es ins kühle Nass geht.

CWH: Wie geht man mit eingewanderten Fröschen und Wasservögeln um?

WP: Frösche und Wasserinsekten sind kein hygienisches Problem. Eher ein Zeichen für gute Wasserqualität. Wasservögel sollten möglichst nicht in den Badeteich kommen. Die Fäkalien erhöhen massiv die Keimzahl und es besteht ein Risiko der Badedermatitis (wie in Badeseen über 25 °C Wassertemperatur). Deshalb sollte absolutes Fütterungsverbot gelten! Viele Organismen finden in einem Schwimmteich ihren Lebensraum. Wasserinsekten, Frösche und Amphibien sind gerne in Naturschwimmteichen anzutreffen. Sind sie da, steht das für eine intakte Natur, sie sind ein guter Hygieneanzeiger. Für Gäste ist dies ein Qualitätskriterium, denn sie können davon ausgehen, dass das Wasser sauber ist.

CWH: Gibt es auch Schlangen in einem Schwimmteich?

WP: Ja, ich kenne ein Beispiel von einer Ringelnatter im Schwimmteich. Das ist zum einen ein ökologisches Highlight, zum anderen natürlich ein Schockmoment für die Badenden. Das kommt aber eher selten vor, denn es braucht dazu ein absolut rundes biologisches System.

CWH: Wie hoch ist der Pflegeaufwand?

WP: Ich würde sagen, dass ein klassischer gechlorter Swimmingpool am aufwendigsten ist. Natürlich kann man auch hier viel automatisieren, was aber teuer ist. Auch ein Naturpool ist eher aufwendig, da man ihn manuell kontrollieren muss. Ein Naturschwimmteich braucht im Vergleich am wenigsten Aufwand. Natürlich muss er kontrolliert, von Laub gereinigt und im Herbst für die Teichpflanzen gesorgt werden. Die Kosten sind aber überschaubar, da hier die Biologie und die Wasserorganismen meine Mitarbeiter sind und nicht der Hausmeister, der messen und kontrollieren muss.

CWH: Was passiert mit einem Schwimmteich im Winter?

WP: Es macht Sinn, den Biomasseeintrag auch in der nicht genutzten Zeit rauszufischen, damit es nicht von den Mikroorganismen abgebaut werden muss. Die Biomasse sollte möglichst minimiert werden, so kann sich auch keine Schlammschicht bilden.

CWH: Wie verhält es sich mit Kinderbecken?

WP: Kleinkinderbecken sind eher problematisch, da sie vom Wasserstand her sehr niedrig sind und auch viele Nährstoffe von den Kleinen eingetragen werden. Daher werden Kinderbecken oft getrennt angelegt und werden gechlort.

CWH: Lieber Herr Pfrommer, vielen Dank für Ihre Zeit und das informative Gespräch.

Mehr Infos unter: http://www.ecocamping.de