Wie zufrieden ist die Branche?

Happy woman holding coffee mug lying on hammock in autumn

Campingsaison 2023

Die Haupt- und Nebensaison auf Campingplätzen ist gelaufen. Ob das gesteckte Ziel erreicht wurde, wollten wir von Platzbetreibern, Buchungsportalen und Campern wissen. Unser Blick hat sich auch über die Grenze nach Italien und Österreich gerichtet. Im Ergebnis ergab die Umfrage einen ersten Eindruck davon, wie sich der Campingboom und das Reiseverhalten der Deutschen nach der Pandemie weiter entwickelt haben.

Aus Sicht der Platzbetreiber

Anna Jaensch, Naturpark-Camping Prinzenholz, Eutin, Schleswig-Holstein
„Trotz des schlechten Wetters hatten wir eine tolle Buchungslage, wir können uns nicht beschweren. Wir waren so gut wie dicht, sind aber ja auch kein sehr großer Platz. Aufgrund des Wetters hatten wir zwar einige Stornierungen, dennoch waren die Plätze schnell wieder gefüllt – von Menschen, die spontan angereist sind. Wir hatten so viele ausländische Gäste wie nie zuvor: Schweizer, Österreicher, Polen, Holländer und sogar aus Skandinavien waren Gäste da. Es war richtig bunt gemischt, das war sehr spannend und schön. Aufgefallen ist mir, dass das Einkaufsverhalten der Gäste in diesem Jahr zurückhaltender war.“

Pascal Voit, Familie Echtler, Campingplatz Am Richterbichl, Rottenbuch, Bayern
„Die Saison war top, die Vorsaison war zwar wegen des schlechten Wetters bis Pfingsten etwas schwieriger, ab dem Pfingstwochenende mit unserer Feier „50 Jahre Campingplatz“ sind wir dann aber voll gestartet und waren ab da sehr gut gebucht. Wir können ob der Zahlen nicht meckern, hatten mehr Buchungen als 2019. Manche Camper, die früher in der Nebensaison ins Blaue gefahren sind, hatten allerdings im Spätsommer und Herbst das Problem, einen freien Platz zu finden – in der Hauptsaison hatten wir keine Wohnwagenplätze frei und in der Nachsaison dann keine Wohnmobilplätze mehr. Was mir bei unseren Gästen aufgefallen ist: Der Camperzusammenhalt hat sich verändert, viele wollen für sich sein.“
*** Am 11.11.2023 geben sich Pascal Voit und Franziska Echtler das Jawort. Wir gratulieren herzlich und wünschen das Beste für ein langes gemeinsames (Camping-)Leben!

Dietmar Jankowski, Campingplatz Alpenblick, Weiler-Simmerberg, Allgäu, Bayern
„Die Saison war bis in den Oktober hinein super. Während Corona kamen alle auf einmal, dieses Jahr hat es sich wieder über die ganze Saison verteilt. Leider muss ich sagen, dass sich das Verhalten der Gäste verändert hat – Ansprüche und Erwartungshaltungen sind gestiegen. Auch das Benehmen gegenüber dem Personal ist respektloser geworden, es fehlt immer mehr an Wertschätzung. Eine schwierige Situation, gerade in Zeiten, wo es ohnehin schwierig ist, neue Mitarbeiter zu finden. Da muss man sich nicht wundern, wenn immer weniger Menschen in Dienstleistungsberufen arbeiten wollen. Insgesamt ist gerade die ältere Generation anstrengender und schwieriger geworden, ich möchte fast schon sagen spießig. Gegenteilig verhält sich das bei jungen Urlaubern um die 20, die sind super gechillt und locker, was mich wiederum positiv stimmt.“

Katherin Kleingarn, Insel-Camp Fehmarn, Schleswig Holstein
„Wir waren zufrieden, allerdings war das Wetter dieses Jahr schlechter als in der letzten Saison. Das hat verständlicherweise natürlich die Gäste zeitweise etwas unzufrieden gemacht. Dennoch ist es gut gelaufen, es war vergleichbar mit 2019. Unser Platz wurde allerdings erst späterer voll als gewöhnlich – das wird nächstes Jahr wohl noch extremer werden, da alle für uns relevanten Bundesländer sehr spät Ferien haben. Auch die Übernachtungsdauer hat sich verkürzt, wir hatten zwar ein bisschen mehr Buchungen als letztes Jahr, unterm Strich kam es aber aufgrund der kürzeren Buchungszeiträume wieder auf dasselbe raus. Darauf müssen wir reagieren und in gewissen Zeiten die Mindestbuchungsdauer verkürzen.“

Heidrun Müller, Gitzenweilerhof, Lindau, Bayern
An Ostern waren die Gäste noch sehr verhalten, da gab es Einbußen, auch der Regen im Juli ließ am Bodensee keine volle Auslastung zu – auch wenn in manchen Medien behauptet wurde, dass es keine Plätze mehr gibt. Wir haben genügend tolle Plätze am Bodensee, wenn aber alle Gäste nur auf der Spitze des Doms oder auf der Seebühne stehen wollen, verteilt es sich schlechter und Plätze, die etwas weiter im Hinterland liegen, haben dann das Nachsehen. Hier auf unserem Gitz waren wir immer gut belegt, das erste Mal wirklich voll waren wir aber erst im August und über das lange Wochenende im Oktober. Die Zahlen von 2019 haben wir leicht übertrumpft. Wir hatten mehr Buchungen, aber auch deutlich mehr Stornierungen. 2019 waren es bei 12.000 Buchungen 1.100 Stornos, 2022 bereits 3.180 – bei etwa gleicher Buchungslage. Das ist das Dreifache und wohl ein neuer Trend.“

Familie Rogg, Insa Rogg, Campingplatz Kreuzhof, Hochschwarzwald, Baden-Württemberg
„Nach dem regenreichen Frühling sind die Gäste geströmt, auch im Herbst ist der Besucherstrom nicht abgerissen, dafür sind wir dankbar. Meine Kollegen an Titi- und Schluchsee ging es ebenso. Zeitweise haben wir uns die Gäste hin- und hergeschoben. Laut meiner Statistik waren die Jahre 2021 und 2022 auf unserem Platz gar nicht ganz so toll, dieses Jahr hatten wir aber wieder einen guten Zuwachs und liegen über dem Jahr 2019. Interessant war auch, dass viele Gäste aus dem Umland (Radius circa 300 Kilometer) zu uns kamen. Vielleicht wegen der hohen Benzinpreise oder dem schönen Wetter im Hochsommer, vielleicht aber auch, weil es hier so schön ist. Wir blicken positiv in die Zukunft und haben uns dazu durchgerungen, unser neues Sanitärgebäude zu bauen, das wir unser „goldenes Örtchen“ nennen. Wenn man für neun Badezimmer über eine Millionen Euro hinblättern muss, ist das definitiv golden.“

Brigitte Seefelder, Camping Grüntensee, Allgäu, Bayern
„Es war großartig, bedingt durch das schöne Wetter im Sommer hier im Allgäu. Da wir unsere Preise ein bisschen erhöht haben, war der Umsatz sogar besser als 2019. Unsere Buchungslage war absolut zufriedenstellend. Allerdings hatten wir in der größten Hitzewelle ein Problem mit dem Grüntensee vor unserem Platz. Wegen Fäkalkeimen wurde er kurzfristig gesperrt. Das sorgte natürlich für Unruhe unter den Gästen und einige haben sich auch für eine Abreise entschieden. Wenige Tage später waren die Wasserproben Gott sei Dank wieder gut. Generell haben wir dieses Jahr wieder tolle Bewertungen für unseren Platz bekommen, was uns sehr freut. Die großen Blumenwiesen, die wir ausgesät haben, kamen bei unseren Gästen sehr gut an. Allerdings hatten wir Probleme mit dem Personal. Ich brauche dringend gute Leute für die Rezeption und für unser Restaurant. Obwohl ich überdurchschnittlich gut zahle, ist es schwer, jemanden zu finden.“

Fanny Kinkel, Blütencamping, Brandenburg
„Wir sind zufrieden, haben unsere Zahlen von 2019 und auch von 2022 erreicht, trotz des nicht so guten Ferienkorridors in diesem Jahr. Dieses Jahr waren es nur sechs Wochen, viele Bundesländer haben sich überschnitten. Im Vergleich zum Vorjahr waren das circa drei Wochen weniger. Das gute Wetter im September hat das aber wieder wettgemacht. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einige Plätze für die neue Rasenaussaat gesperrt und mussten sie wieder aufmachen. Unser Publikum war international, wir durften Holländer, Dänen, Schweden und sogar Gäste aus Australien und Kanada begrüßen. Wir waren bereits dieses Jahr systemmäßig gut aufgestellt, hatten Vorkasse und eine Schranke mit Kennzeichenerkennung für eine autarke Anreise unserer Urlauber. In der nächsten Saison wollen wir voll in die Onlinebuchung einsteigen, mit KI und allem, was dazu gehört. Das ist sehr spannend für uns.“

Stefan Böll, Wildwood Camping, Lüneburger Heide, Niedersachsen
Es war unsere allererste Saison, wir sind komplett unbekannt in den Markt gegangen und sind auch erst im Juli gestartet. Auch unsere Website ging erst vier Wochen vor Eröffnung online – unsere Buchungen haben wir ausschließlich darüber angenommen. Die Zeit vom Anfang des Jahres, in der die meisten Sommerurlaube gebucht werden, haben wir folglich gar nicht mitnehmen können. Daher ist es kaum zu glauben, dass wir in diesem Kontext eine derart sensationelle Saison hatten, das macht uns demütig und dankbar. Teilweise waren wir sogar ausgebucht, womit wir wirklich nicht gerechnet haben. Im September waren wir weit über der Planung. Ich denke, dass wir uns für die nächste Saison warm anziehen müssen. Auch die Bewertungen unserer Gäste waren großartig. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir halten, was wir versprechen: ganz viel echte Natur und keine Außengeräusche. Manche sagen, dass sie unser Platz an Schweden erinnert. Ein tolles Kompliment. Wir sind auf so viel Gegenliebe gestoßen, dass wir uns um die Zukunft keine Sorgen machen. Natürlich werden wir unser Marketing weiter vorantreiben und sind sogar gerade auf der Suche nach einem weiteren Platz. Das Wo ist dabei gar nicht so wichtig, Hauptsache das Wie stimmt. Der Standort muss die Natur widerspiegeln, damit wir unserem Versprechen auch gerecht werden können.“

Foto: AdobeStock_631860080

Aus Sicht der Buchungsportale

Uwe Frers, Pincamp
„Wir haben noch keine fixen Zahlen, können aber von Rekordzahlen ausgehen, die Branche boomt weiter. Das sehen wir ja auch bei den Neuzulassungszahlen 2023. Es gab zwar einen Rückschritt im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2022, dennoch wurden 2023 10.000 Campingfahrzeuge mehr zugelassen als 2019. Deutschland ist ganz klar nach wie vor die wichtigste Destination für Deutsche als Reiseziel, der Trend geht aber wieder ans Wasser, nach Italien, Kroatien, Frankreich. Neu dazu gekommen sind die Nordics: Schweden, Dänemark und Norwegen. Aus meiner Sicht, sind die Deutschen zu ihrem klassischen Reiseverhalten zurückgekehrt, fahren wie vor Corona wieder ins Ausland. Dennoch gibt es in Deutschland gegenüber 2019 ein solides Wachstum von durchschnittlich 30 Prozent. Südeuropa hat in diesem Jahr ohne Ende abgeräumt, Italien und Kroatien sind bei den Deutschen eben die Klassiker. Unsere Preisvergleichsanalyse hat ergeben, dass die Preise auf deutschen Campingplätzen um circa neun Prozent gestiegen sind – in Kroatien sogar um circa 16 Prozent. Den Buchungszahlen in 2023 hat das keinen Abbruch getan, wie es 2024 sein wird, bleibt offen. Bei unseren Buchungen hatten wir insgesamt ein Plus von 112 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Fazit sind das nicht unbedingt die Mehrbuchungen, es bestätigt eher die Hypothese, dass immer mehr Campingurlauber die digitale Buchung nutzen.“

Maximilian Möhrle, camping.info
„Aus unserer Sicht ist es besser gelaufen als erwartet. Wir hatten auf Grund der Inflation und der gestiegenen Energiepreise schon Befürchtungen, dass der Campingurlauber, wenn das Geld knapper wird, zu seinem Sommerurlaub keine weiteren Kurzurlaube in 2023 plant. Das war aber nicht so. Die Zahl der Zugriffe ist auf unserem Portal im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen. Die Vorausbuchungslage im Januar und Februar war gigantisch, auf absolutem Rekordniveau. Allerdings hat sich das Interesse der Urlauber bei ihrer Suche nach einem Campingplatz im Ausland wieder gesteigert. Der Coronaeffekt, dass viele in Deutschland bleiben, ist einfach vorbei. Das hat man auch daran gemerkt, dass deutsche Plätze in diesem Sommer wieder gut erreichbar waren. Dennoch ist das Ergebnis erfreulich besser als im Jahr 2019 vor Corona. Hotspots im Ausland waren Italien, Kroatien, Frankreich und auch Skandinavien. In Italien zum Beispiel waren viele Plätze völlig ausgebucht. Das war sicher auch ein Nachholeffekt, denn diese Plätze hatten unter Corona gelitten, auch das zeitweise schlechte Wetter in Deutschland hat diesen Plätzen sicher in die Karten gespielt. Was wir in den Bewertungen lesen können, waren Camper in Kroatien ein Stück weit verärgert. Manche Plätze habem den Bogen wohl überspannt und unverhältnismäßig hohe Preise angesetzt. Ich bin gespannt, wie sich das auf das nächste Jahr auswirken wird. Auch im September und Oktober war auf unserem Portal richtig viel los. Der Trend geht wohl dahin, dass sich die Saison verlängert. Eine Hypothese dafür ist vielleicht auch die demografische Entwicklung. Immer mehr Rentner mit Wohnmobilen sind nicht an die Hoch- und Ferienzeiten gebunden.“

Foto: AdobeStock_492440420

Aus Sicht der Camper

Christiane Werner (55), Kempten, Allgäu
„Wie seit vielen Jahren, bin ich auch dieses Jahr Ende September ohne zu buchen mit meinem Hund nach Cavallino auf den Marina di Venezia gefahren. Heuer war aber alles anders als sonst, der Platz war restlos voll. Ich hatte Glück, dass ich nach einem Tag Warten doch noch einen Platz im Hundebereich ergattert habe. Schon krass, woran liegt das? Vielleicht am schönen Wetter oder an der Sendung „Bella Italia – Camping auf Deutsch“, die hier gedreht wird und eventuell viele neugierig gemacht hat. Vielleicht lag es aber auch an dem großartigen Service und den super freundlichen Mitarbeitern hier. Wenn man ein kleines Problem hat, ist sofort jemand da, was für mich als Alleinreisende ein sehr gutes Gefühl ist.“

Herta (36) und Jens (42) Herrmann, Freiburg, Baden-Württemberg
„Wir haben uns vor drei Jahren einen alten Bus gekauft und sind mit ihm, wann immer es unsere Zeit erlaubt, unterwegs. Wenn wir uns Städte anschauen, stehen wir meist auf einem Stell- oder Parkplatz. Diesen Sommer waren wir in Tschechien, auf einem Platz mit Pool und Wellnessangeboten für sieben Euro am Tag, inklusive Strom. Nur das Duschen hat extra gekostet. Großartig, so lässt es sich urlauben! Allerdings sollte man nicht während der tschechischen Urlaubszeit dort versuchen, einen Platz zu finden. Das ist fast unmöglich, denn gefühlt machen alle Tschechen im Sommer Campingurlaub. Nächstes Jahr wollen wir Deutschland erkunden. Dafür müssen wir dann aber sicher sehr viel tiefer in die Tasche greifen.“

Familie Bürger, Mario (33), Justine (31), Max (6), Juliane (10), Potsdam, Brandenburg
„Wir fahren seit vielen Jahren nach Kroatien. So auch in diesen Sommerferien. Das war aber wohl das letzte Mal. Die spinnen doch mit ihren Preisen dort. Ich dachte, Camping ist ein bezahlbarer Urlaub, den sich junge Familien leisten können. Weit gefehlt, zumindest stimmt das nicht mehr für Kroatien. Abgesehen von den Campingplatzkosten – wir haben fast 70 Euro pro Nacht bezahlen müssen –, sind auch in der Gastronomie die Preise astronomisch gestiegen, teilweise bis zu 50 Prozent. So schön es dort auch ist, das wollen und können wir uns nicht mehr leisten. Nächstes Jahr werden wir nach Italien fahren oder einfach in Deutschland bleiben. Wenn das Wetter mitspielt, ist es in der Heimat ja auch wunderschön.“

Hubert Haller (68), Frankfurt, Hessen
„Ich habe einen Zeltanhänger für mein E-Bike und bin damit durch Süddeutschland und Österreich getourt. Es war herrlich, mit so einem Gefährt lernt man immer und überall tolle Leute kennen, kommt ins Gespräch oder bekommt Tipps für schöne Plätze. Das war, seit meine Frau vor zehn Jahren gestorben ist und ich alleine in den Urlaub fahre, der schönste Urlaub seit Langem: umweltschonend, sportlich, frei und einfach herrlich. Ich hoffe, dass ich noch lange fit bin und diese Urlaubsfreiheit noch viele Jahre genießen darf. Nächstes Jahr werde ich wieder Kurztrips durch Deutschland machen und im Sommer mit dem Zug nach Schweden fahren, um dann dort mit Bike und Zelt Regionen des Landes erkunden.“

Annegret (74) und Alwin (77) Habermeier, München, Bayern
„Wir haben uns ein großes Wohnmobil geleistet und sind seither viel unterwegs. Wenn es möglich ist, buchen wir die Parzelle nebenan auch dazu, um keine Nachbarn und keine Kinder in der Nachbarschaft zu haben. Wir wollen unseren Urlaub und unsere wohlverdiente Rente in Ruhe genießen. Dieses Campergemeinschaftsleben ist nichts für uns, das stört uns besonders in der Hochsaison. Nächstes Jahr werden wir unsere Ziele vorab sehr genau erkunden und uns Plätze aussuchen, die auf Luxuscamper eingestellt sind.“

Über Grenzen hinweg

Blick nach Österreich
Im Gespräch mit Heinz Kaiser, Campingplatz Purgstall
Grundsätzlich sind wir in Österreich zufrieden, flächendeckend haben wir die genauen Zahlen allerdings noch nicht. Was ich sagen kann, ist, dass einzelne Betriebe Spitzenergebnisse erzielt haben. In Niederösterreich gab es in der Sommersaison ein Plus von acht Prozent zu 2019, in der Steiermark und in Oberösterreich waren es sogar circa 20 Prozent. Auf unserem Platz konnten wir uns zum Vorjahr um circa 16 Prozent steigern und im Vergleich zu 2019 sogar 30 Prozent mehr einfahren. Die Digitalisierung, die Sichtbarkeit auf den Plattformen und die Onlinebuchbarkeit hat uns bei diesem Ergebnis extrem unterstützt. Festzustellen ist auch, dass deutsche Camper vermehrt nach Österreich gefahren sind. Von 2019 bis 2023 gab es eine Steigerung von 19,6 Prozent, was sich aber unterschiedlich auf die Bundesländer verteilt hat. Am beliebtesten war wohl die Steiermark. Natürlich haben auch wir in Österreich ein Problem mit der Inflation und den gestiegenen Preisen. Hinzu kommt, dass es bei uns in Niederösterreich eine Änderung im Tourismusgesetz gibt, die Übernachtungstaxe wurde um 10 Prozent angehoben. Das merken die Gäste natürlich im Geldbeutel und so liegen wir gerade im Clinch mit unserem Bundesland.

Blick nach Italien
Im Gespräch mit Massimo Battaglio, Client Manager Marina di Venezia, Cavallino-Treporti, Venetien, Italien
Massimo Battaglio, ein gebürtiger Südtiroler aus Bozen, hat bereits 1998 als Student auf dem Campingplatz Marina di Venezia gearbeitet. Damals war er Platzmeister, hat mit dem Fahrrad seine Runden gedreht und kam mit vielen Gästen in Kontakt. Dann hat er Rechtswissenschaften studiert, war im Banken- und im Automobilsektor tätig, zuletzt an einer Universität. Camping ist ihm aber immer im Herzen geblieben und so hat er keine Sekunde gezögert, als Marina di Venezia ihm die Stelle als Client Manager angeboten hat. Im Mai 2006 hat er Bürokratie, Krawatte und Anzug abgelegt und ist seither Ansprechpartner für die Sorgen und Nöte der Campingurlauber, aber auch für deren Wünsche. Er liebt diese kreative und tolle Arbeit und den Kontakt mit den vielen Menschen aus ganz Europa. Der 5-Sterne-Campingplatz ist 1958 entstanden und ist mit seinen 80 Hektar ein beliebtes Reiseziel für deutsche Camper (60 Prozent der Gäste kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz). Er hat eine Aufnahmekapazität von bis zu 12.000 Gästen, ist wie eine kleine Campingstadt, mit allem, was der Gast in seinem Urlaub braucht: Supermärkte, Restaurants, Fischladen, Friseur- und Beautyshop, Apotheke, Arzt und vieles mehr.

Massimo Battaglio, Client Manager Marina di Venezia, Cavallino-Treporti, Venetien, Italien

Fotos: Marina di Venezia

Lieber Massimo, sind Sie zufrieden mit der Saison 2023?
„Wir können Rekordzahlen vermelden, bereits an Ostern hat sich eine gute Saison abgezeichnet. Camping in Italien war dieses Jahr der Renner mit einer sehr hohen Nachfrage – das Jahr der Italiener –, was uns auch von den Buchungsportalen bestätigt wurde. In unserer Region gibt es 30 Plätze, von einem bis zu fünf Sternen, die alle sehr zufrieden auf 2023 zurückblicken können. Lediglich im Frühjahr, als es die schweren Unwetter in der Emilia Romagna gab, hat es unsererseits Befürchtungen gegeben, dass es deswegen auch bei uns zu einen Einbruch kommen könnte. Aber an Pfingsten strömten die Gäste wieder, was sich konstant über Juli und August gehalten hat. Dass wir auch von September bis Anfang Oktober (unser Platz schließt am 9.10.) so viele Gäste hatten, war kaum zu glauben und sogar für uns überraschend. Wir mussten sogar Gäste zwischenparken, bis ein Platz frei wurde. In der Hauptsaison sind wir immer voll, deshalb versuchen wir jetzt auch gezielt, die Nachsaison für unser Gäste angenehmer zu machen und haben unsere Sanitärgebäude beheizbar gemacht. Dieses Jahr war das aber gar nicht nötig, da die Temperaturen Anfang Oktober wie im Juni waren. Im Mai war es dafür kälter als bei euch in Deutschland. Fakt ist, dass immer mehr Gäste reservieren wollen. Früher sind sie spontan losgefahren, heute haben viele, gerade Familien, in der Ferienzeit Angst, keinen Platz mehr zu bekommen. Verständlich, denn wer viele Reisekilometer auf sich nimmt, will Sicherheit. Wir versuchen natürlich, den Anforderungen und Wünschen unserer Gäste entgegenzukommen und werden unseren Reservierungsbereich daher vergrößern. Uns ist es wichtig, das sich alle wohlfühlen. Aus diesem Grund machen wir Campingbefragungen und unsere verschiedenen Büros stehen unseren Urlaubern jederzeit zur Verfügung, wenn es darum geht, ein Problem zu lösen. Wir leben von glücklichen Gästen. Wenn sie unzufrieden sind und der Service nicht stimmt, nutzt auch der schönste Strand und die tollste Poollandschaft nichts. Bei 12.000 Gästen ist das natürlich auch eine Herausforderung. Wir haben circa 700 Mitarbeiter, die alle eine wirklich tolle Arbeit leisten. Das bestätigen auch die Rezessionen unsere Gäste. Um ihnen noch bessere Arbeitsbedingungen zu bieten, nehmen wir die Herausforderung an und planen für das nächste Jahr einen eigenen Mitarbeiterbereich mit besseren Unterkünften. Wir wollen, dass es ihnen gut geht und sie sich nach der Arbeit zurückziehen können und wir möchten auch unseren Studenten die Möglichkeit geben, in Ruheräumen ihre Arbeiten schreiben zu können.

Zusammenfassend kann man sagen, dass 2023 eine erfolgreiche Saison hingelegt hat. Die Übernachtungszahlen haben meist das Superjahr 2019 und auch die Coronajahre überbieten können. Wir wünschen allen Saisonplätzen eine erholsame Auszeit und allen anderen eine gute und erfolgreiche Wintersaison.

Foto Aufmacherbild: AdobeStock_466749991