Mit Herzblut

Eine Dosenaktion gab den Anstoß

Von Beginn an ist Ecocamping in der CAMPINGWIRTSCHAFT HEUTE präsent. Seit der Gründung macht sich der Verein für ökologische Themen und Nachhaltigkeit auf Campingplätzen in Europa stark. Warum Getränkedosen der Beginn dieser erfolgreichen beruflichen Vita waren, hat uns Mitbegründer Marco Knöpfle (ehemals Walter) verraten.

Marco Knöpfle studierte Umweltpsychologie in Konstanz am Bodensee. Um Geld zu verdienen, betreute er nebenzu eine Fahrradwerkstatt und kam dort mit dem Verwalter des Campingplatzes Klausenhorn in Konstanz in Kontakt. Zusammen mit ihm entstand die Idee, ein Campingferienprogramm für Kinder zu entwickeln. Marco Knöpfle fand das Ergebnis klasse und startete in diesem Zusammenhang eine Kampagne, die er „DoseNee am Bodensee“ nannte. Er wollte damit das Bewusstsein schärfen, besser Pfandflaschen als die umweltfeindlichen Getränkedosen zu kaufen. „Ich habe“, erzählt er, „damals jeden Tag die Dosenmenge im Abfall erfasst. Das war mein nachweisbares Erfolgskriterium, denn die entsorgten Dosen wurden tatsächlich weniger.“ Die gute Bilanz animierte zwei weitere Plätze aus der Region, sich der Aktion anzuschließen. Nun wurde auch die Bodensee-Stiftung auf ihn aufmerksam. Die Umweltstiftung hatte zu dieser Zeit gerade das Thema Umweltschutz auf Campingplätzen auf dem Tisch, das mit Mitteln der Deutschen Umweltstiftung umgesetzt werden sollte. Knöpfle bekam das Angebot, nach dem Studium dieses Projekt zu übernehmen. Im ersten Schritt, das war in den Jahren 1997 und 1998, kümmerte er sich um die umwelttechnische Modernisierung jenes Konstanzer Campingplatzes, auf dem für ihn alles begonnen hatte. Es wurden Solaranlagen installiert, eine Toilettenspülung mit Wasser aus dem Bodensee konstruiert, Dächer begrünt und, und, und. Als alles fertig war, ging es in Phase zwei. Campingplätze aus der Region wurden zu einem Workshop geladen, um den ökologischen Vorzeigeplatz zu inspizieren. Bereits zu diesem ersten Treffen kamen die Verantwortlichen von zwölf Plätzen, sogar aus dem angrenzenden Österreich und aus der Schweiz.

Gekröntes Haupt: Die DoseNee-Aktion wurde zum Erfolg. Zur Erinnerung gab es einen Schweppes-Hut. Marco Knöpfle hieß damals noch Walter

Aus der Initiative wird Ecocamping
Nun brauchte das Vorhaben einen Namen, der klar die Verbindung von Ökologie und Ökonomie auf Campingplätzen kommunizieren und für jeden verständlich sein sollte. Die Wahl fiel auf „Ecocamping“. Aus der Europäischen Union gab es Gelder, um alle umweltrelevanten Themen auszuarbeiten, die auf einem Campingplatz sinnvoll sind, und daraus einen Leitfaden zu erstellen. Die Initiative sprach sich herum, 2001 kam Wolfgang Rösch dazu. Der inzwischen leider verstorbene ehemalige Vorsitzende der Baden-Württembergischen Campingplätze wollte dieses Projekt auch auf seine Region ausweiten. Kurz darauf folgte Georg Spätling, der sich mit Bayern ebenfalls dem Projekt anschloss. Als sich 2003 dann auch noch Gert Petzold aus Schleswig-Holstein dazugesellte, ging die Projektarbeit weit über die bisherigen Grenzen hinaus. Wurden die Projekte bisher über die Bodensee-Stiftung unter Leitung von Marion Hammerl über Umwelt- oder Wirtschaftsministerien finanziert, kamen nun noch drei weitere Umweltorganisationen dazu: die Deutsche Umwelthilfe, Ecotrans als EU-Dachorganisation für nachhaltigen Tourismus und der Globel Nature Fund als weltweite Stiftung. Gemeinsam mit den teilnehmenden Landesverbänden gründete sich so der Verein Ecocamping e. V. „Das war der beste Schritt, den wir damals tun konnten“, erzählt Marco Knöpfle, „besonders im Hinblick auf die faszinierende Entwicklung, die wir dann genommen haben. 2005 konnten wir bereits den 100. Platz auszeichnen, 2009 den 200., dann kamen weitere europäische Länder wie Italien, Slowenien oder Kroatien dazu – und bis heute geht es unaufhörlich weiter. In diesem Jahr startete der TCS Schweiz die Zertifizierung seiner Camps mit Ecocamping.“

Vorbildfunktion
Ecocamping ist aus der Branche nicht mehr wegzudenken. Das Netzwerk hat es mit sinnvollen Maßnahmen geschafft, dass Campingplätze grüner, also ökologisch effizienter und nachhaltiger wurden. Die Botschaft von Ecocamping ist bis heute ganz klar: energieeffizient nutzen und so viel wie möglich selbst produzieren, Wasser sparsam einsetzen, Abfall vermeiden und trennen, die Artenvielfalt schützen und erhalten und mit E-Mobilität sauber vorankommen. Ganz aktuell stehen der Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel im Fokus.

„Es ist schön zu sehen, wie alles weiter am Wachsen ist. Campingplätze werden immer öfter zu ökologischen Vorbildern. Das wiederum inspiriert auch die Campinggäste, diesen vorgelebten grünen Input mit nach Hause zu nehmen. Das war vor 20 Jahren so und das ist heute immer noch so. Campingplätze können tolle Lernorte sein.“ Marco Knöpfle

Mehr infos unter: ecocamping.de

Fotos: Marco Knöpfle/Ecocamping